26.4.2024

Jeder 2. im Job psychisch belastet

Am 28. April 2024 ist der Welttag für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Grund genug, für unseren Arbeitnehmer:innenschutz Bilanz zu ziehen. 851 Beratungen wurden im Jahr 2023 durchgeführt, mit Info- und Weiterbildungsveranstaltungen wurden 1.505 Teilnehmer:innen erreicht. Die Topthemen des vergangenen Jahres in der Beratung waren Mutterschutz, psychische Belastungen und Fragen zur Arbeitszeit.

Dienstfreistellung für Schwangere erreicht 

Mutterschutz, bzw. Schwangerschaft und damit verbundene Probleme mit der Arbeitstätigkeit, gehören zu den meistgestellten Anfragen bei unserem Arbeitnehmer:innenschutz. So wie im Fall von Frau N.: Ihr Job umfasst schweres Tragen und Heben. Durch ihre Schwangerschaft wird es ihr immer mühsamer, ihren beruflichen Aufgaben nachzukommen. Bei ihrem Chef stößt sie aber auf taube Ohren. Völlig verzweifelt wendet sie sich an unsere Kolleg:innen. Die von uns beantragte Überprüfung seitens des Arbeitsinspektorats ergab, dass ihr auch keine Ersatztätigkeit angeboten wurde. Schlussendlich konnten wir eine Dienstfreistellung für die Betroffene erreichen.

Hitzeschutz für Kranführer erwirkt

Ein anderer Fall: Ein Kranführer, der in seiner Kabine massiver Hitzeeinwirkung ausgesetzt ist, wandte sich an unsere Beratungsstelle, weil sich sein Dienstgeber weigerte, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Nach Einschaltung des Arbeitsinspektorats musste die Krankabine mit einer Klimaanlage nachgerüstet werden.

Dauerbrenner psychische Belastungen und Zeitdruck 

Bei 56 Prozent der Salzburger Beschäftigten machen sich die psychischen Arbeitsbelastungen durch mehr als 3 Symptome wie Gereiztheit, Depressivität, oder Nicht-Abschalten-Können bemerkbar. 3/4 der Salzburger Beschäftigten empfinden mäßige bis starke Stressbelastung – umgekehrt könnte man sagen: Kaum jemand fühlt sich nicht gestresst.

Nicht nur die Beratungspraxis, sondern auch der aktuelle AK-Arbeitsklima Index zeigen besorgniserregende Entwicklungen: 27 Prozent der Salzburger Beschäftigten – im Gesundheitswesen sogar 36 Prozent - fühlen sich durch Zeitdruck (sehr) stark belastet.

Karin hagenauer

AK-Arbeitspsychologin


Die meisten Beratungen zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz kreisen um die Themen Mobbing und Konflikte. Uns geht dabei vor allem darum, Mobbingbetroffene psychologisch zu stärken, gemeinsam mit ihnen Wege aus dieser sehr belastenden Situation zu finden. Da sich eine Mobbingsituation sehr negativ auf das Selbstvertrauen auswirkt, gilt es sie in ihren Gedanken und Gefühlen zu bestärken und Perspektiven aufzuzeigen.

Jeder Vierte pessimistisch hinsichtlich Gesundheit

Rund 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten würden laut Arbeitsklima Index gerne weniger als 35 Wochenstunden arbeiten.

arbeitspsychologin karin hagenauer

Wenn man die Leute fragt, was geschehen müsste, damit sie bis zur Pension gesund und gerne arbeiten können, sagen sie, dass eine Arbeitszeitreduktion eine geeignete Maßnahme wäre. Dramatisch erscheint, dass 25 Prozent der Salzburger Beschäftigten nicht glauben, bis zur Pension gesund arbeiten werden zu können“, so AK-Expertin Karin Hagenauer.

Senkung der Arbeitgeber-Sozialbeiträge für AK ein NO-GO

AK-Präsident peter Eder

Diese erschreckenden Zahlen und Umfrageergebnisse belegen eindeutig, dass präventive Maßnahmen zur Erhaltung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz das Gebot der Stunde sind“, so AK-Präsident Peter Eder. Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um eine Reduktion der Arbeitgeber-Sozialbeiträge – irreführenderweise als „Lohnnebenkosten-Senkung“ bezeichnet – für die Salzburger Arbeiterkammer ein No-Go. Werden mit diesen Mitteln doch unter anderem auch wichtige Präventionsprojekte und -programme (etwa der AUVA oder der ÖGK) zum Arbeitnehmer:innenschutz finanziert. „Diesem so wichtigen Bereich der Sicherheits- und Gesundheitsvorsorge dürfen keine Gelder entzogen werden.

Unsere forderungen für gesündere arbeitsplätze

  • Verankerung von Arbeits- und Organisationspsycholog:innen als gleichwertige Präventivfachkraft, gleichberechtigt zu Arbeitsmediziner:innen und Sicherheitsfachkräften
  • Regelungen zur Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen mittels Durchführungsverordnung konkretisieren
  • Klare gesetzliche Verankerung der Verantwortlichkeit von Arbeitgeber:innen für Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Mobbing
  • Verankerung der Prävention von Mobbing, Gewalt, sexueller Belästigung und Stress als Gesundheitsziel im Arbeitnehmer:innenschutzrecht

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