17.10.2019

Wie der Pflegekollaps verhindert werden kann

Die Zahlen sind alarmierend: Berechnungen des WIFO zufolge wird der Pflegebedarf im stationären Bereich und bei den mobilen Pflegediensten im Bundesland Salzburg von aktuell 2.973 Vollzeitstellen auf 4.241 Stellen im Jahr 2030 steigen. Im Jahr 2018 bezogen in Salzburg 26.284 Personen Pflegegeld – mehr als 7.500 von ihnen waren in Stufe 4 und höher. Per 31.12.2018 waren 4.918 Personen in den Salzburger Seniorenwohnhäusern untergebracht. 3.624 (73,7%) der Bewohnerinnen und Bewohner waren 80 Jahre und älter. Nachdem das WIFO für Salzburg zwischen 2017 und 2030 einen Zuwachs der Menschen über 80 Jahren um 58,7 Prozent berechnet hat, wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen entsprechend steigen. „Während die Zahl der pflegebedürftigen Menschen kontinuierlich steigt, wird es immer schwieriger qualifiziertes Personal für den Pflegeberuf zu finden. Die Folgen sind gesundheitliche und finanzielle Nachteile für pflegende Angehörige auf der einen Seite und Arbeitsverdichtung aufgrund des Personalmangels auf der anderen Seite“, streicht AK-Sozialexpertin Ingrid van Tijn heraus.

Um die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten, hat die AK drei Ansätze:

Junge und Migranten für Pflege gewinnen

Obwohl die Anforderungen an Auszubildende kontinuierlich steigen, sie bei vielen Praktikumsstellen bereits systemerhaltende Funktionen haben und oft auch Ausfälle des Stammpersonals ersetzen müssen, fällt die Ausbildungsentschädigung marginal aus bzw. ist die Ausbildung sogar selbst zu finanzieren. „Ein entsprechendes Praktikumsentgelt muss umgehend eingeführt werden. Andernfalls wird bereits dem Pflegenachwuchs vermittelt, dass seine Arbeit nicht wertgeschätzt wird“, erklärt AK-Experte Norbert Piberger. Um zugewanderten Menschen mit geringen Deutschkenntnissen den Einstieg in die Pflegeausbildung zu erleichtern, schlägt die AK die finanzielle Unterstützung für fachspezifische Sprachkurse vor.

Personal im Beruf halten

Die Erfahrungen zeigen: Die Flucht aus dem Pflegeberuf findet statt. Die Gründe dafür sind vielfältig. In der AK-Beratung werden oft der enorme Zeitdruck und der Personalmangel als Beweggründe für den Jobwechsel genannt. „Eine Pflegekraft für 60 Bewohner bei Nachtdiensten ist unzumutbar“, bringt Piberger eine Fehlentwicklung auf den Punkt. Hier gelte es Mindestvorschriften für die Personalausstattung – wie z. B. keine alleinigen Nachtdienste – unter Einbeziehung der Beschäftigten und ihrer Vertretung zu schaffen. Und auch hier ist die Bezahlung ein Thema: Unterschiedliche Bezahlung in unterschiedlichen Bereichen schafft Fluktuation und Frustration. Abhilfe würde die Anerkennung des SWÖ-Kollektivvertrags bzw. anderer geltender Kollektivverträge durch das Land Salzburg und die Anhebung des Lohnniveaus in der mobilen Pflege auf das Lohnniveau der Pflegekräfte im Spitalsbereich bringen.

Wiedereinstieg fördern

Aus Sicht der AK wären die angeführten Maßnahmen wichtige Schritte, ausgebildete Pflegekräfte zurück in die Branche zu holen. Gerade bei längerer Abwesenheit brauche es jedoch zusätzliche Unterstützung, um die gesetzliche Fortbildungsverpflichtung erfüllen zu können und die Menschen auf die aktuellen Anforderungen vorzubereiten. „Es müssen entsprechende Fortbildungspakete angeboten und durch das Land finanziert werden“, erklärt Piberger.

AK-Präsident Peter Eder fordert das Ende der Vogel-strauß-politik

Die Probleme verschwinden nicht von selbst, sondern werden immer größer. Der Kollaps des Pflegesystems kann mit erheblichen Anstrengungen noch verhindert werden. Wenn die Politik will, bringt die AK gerne ihre Expertise ein.

Peter Eder

AK-Präsident

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