S-Bahn Y-Konzept im Salzburger Zentralraum endgültig und umgehend fertigstellen!
Eigentlich sollte ja schon seit 2006 das S-Bahn Y-Konzept (NAVIS-Schieneninfrastrukturprogramm) im Salzburger Zentralraum voll funktionstüchtig sein. 1997 wurde das Konzept beschlossen und seither wurden rd. 300 Mio. Euro in die Eisenbahninfrastruktur investiert.
Hinsichtlich Infrastruktur und fahrplantechnisch ist der Süd-Ast (Golling-Salzburg) mit seinen 7 neuen Haltestellen und dem 30-Minutentakt im S-Bahnverkehr seit rd. 10 Jahren fertiggestellt. Auch der West-Ast (Salzburg –Freilassing) mit dem dritten Gleis und den 4 neuen innerstädtischen Haltestellen ist infrastrukturell groß teils de facto seit 6 Jahren fertiggestellt, allerdings fehlt noch immer der 15-Minuten-Takt. Dieser kann aber nicht verwirklicht werden solange der 30-Minuten-Takt auf dem Nord-Ost-Ast (Salzburg-Straßwalchen) nicht umgesetzt wird, infrastrukturell fehlt auf dem Nord-Ost-Ast auch noch die Haltestelle Seekirchen-Süd.
Herzstück des Y-Konzeptes ist aber der Taktverkehr. Dabei sollte das Zusammenspiel bzw. die Synergiewirkung der 30-Minuten-Takte auf dem Süd-Ast und dem Nord-Ost-Ast, ab Salzburg Hauptbahnhof, also auf dem West-Ast mit seinen 4 neuen innerstädtischen Haltestellen einen 15-Minuten-Takt ergeben. So wurde es jedenfalls 1997 zwischen Bund, Land und Stadt Salzburg sowie ÖBB vereinbart und genau dafür hat man seither auch rd. 300 Mio. Euro in den Ausbau der nötigen Infrastruktur auf dem Süd-Ast und West-Ast investiert. Ziel war es die Bedienqualität an allen bestehenden und neuen Haltestellen auf der Westbahnstrecke im Zentralraum aufzuwerten und neue Fahrgäste zu gewinnen. Aber leider hängt das Herzstück Taktverkehr durch das Fehlen des 30- Minuten-Taktes auf dem Nord-Ost-Ast sprichwörtlich in der Luft.
Mit anderen Worten, das vielgepriesene S-Bahn Y-Konzept im Salzburger Zentralraum ist zwanzig Jahre nachdem es konzipiert wurde und 10 Jahre nach dem ursprünglich geplanten Fertigstellungstermin noch immer ein Torso! Die rd. 300 Mio. Euro an Infrastrukturinvestitionen können aufgrund der fehlenden Taktverkehre ihre Wirkung nicht wie geplant voll entfalten, ein erheblicher Teil der Investition geht damit ins Leere.
Dass das S-Bahn Y-Konzept nach Abschluss des Hauptbahnhofumbaus auch ohne den Bau der Hochleistungsbahnneubaustrecke zwischen Salzburg und Köstendorf bzw. Attnang-Puchheim möglich ist, wenn man die rd. 1,5 km zwischen Steindorf und Neumarkt um ein drittes Gleis ergänzt, hat der ehemalige ÖBB-Regionalmanager und Verkehrsplaner Dr. Penetzdorfer bereits 2011 im Auftrag von Arbeiterkammer und Gewerkschaft Vida nachgewiesen. Allerdings ist der Hauptbahnhof nun schon seit 6 Jahren fertig, aber das S-Bahn Y-Konzept gibt es noch immer nicht.
Darüber hinaus hat gemäß Eisenbahngesetz der „gemeinwirtschaftliche“ Personenverkehr (wie z.B. die S-Bahn) bei der Trassenzuweisung Vorrang vor allen anderen Verkehren (wie z.B. Fernverkehr und Güterverkehr). Mangelnde Trassenkapazität kann daher auch keine Ausrede für diese lange Verzögerung bei der Umsetzung des S-Bahn Y-Konzeptes sein. Mit dieser Bestimmung im Eisenbahngesetz hätte die Salzburger Verkehrspolitik schon lange das Heft selbst in die Hand nehmen können. Aber offenbar war man in der Vergangenheit eher darauf bedacht privaten (Fernverkehrs-)Anbietern nicht in die Quere zu kommen, zumindest hat man seelenruhig zugesehen wie diese sich die Trassen gesichert haben, während man seitens des Landes Salzburg die fehlenden Trassenkapazitäten für den S-Bahn 30-Minutentakt auf dem Nord-Ost-Ast bejammert hat. Seit 2018 hat sich dieser Anbieter eine weitere Trasse gesichert und fährt nun im Halbstundentakt, also mit zwei Fernverkehrszügen pro Stunde zwischen Salzburg und Wien (in beide Richtungen). Im Fernverkehr zwischen Salzburg und Wien gibt es nun zusammen mit den ÖBB-Fernverkehrszügen pro Stunde vier Züge in beide Richtungen – also theoretisch einen 15-Minuten-Takt im Fernverkehr nach Wien – aber weiterhin keinen 30-Minuten-Takt auf dem Nord-Ost-Ast und keinen 15-Minuten-Takt auf dem innerstädtischen West-Ast, obwohl genau dieser Taktverkehr der Grund für den 300 Mio. Euro teuren S-Bahn Infrastrukturausbau im Salzburger Zentralraum war. Diese Untätigkeit der Salzburger Verkehrspolitik in den letzten Jahren grenzt an grobe Fahrlässigkeit und zeugt von grober Unkenntnis der Zusammenhänge. Dass die Taktverkehre des S-Bahn Y-Konzeptes im Zentralraum bei der Präsentation des neuen Landesmobilitätskonzepts („salzburg.mobil 2025“) im August 2016 auch noch als „neue und verbesserte Angebote auf der Schiene“ angepriesen werden, obwohl sie eigentlich schon seit 2006 Realität sein sollten, passt ins Bild der aktuellen Salzburger Verkehrspolitik - eine Chuzpe könnte man das auch nennen.
Eine Verkehrspolitik die einerseits neue milliardenteure Verkehrsinfrastrukturneubauten wie z.B. die teilweise unterirdische Verlängerung der Salzburger Lokalbahn als Stadtregionalbahn bis Hallein und den Gitzentunnel forciert, macht sich andererseits vollends unglaubwürdig, wenn sie Infrastrukturvor-haben und Fahrplankonzepte aus Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch nicht abgeschlossen hat. Mit anderen Worten, die Salzburger Verkehrspolitik handelt in etwa so absurd wie ein Unternehmen das die beste Computer-Hardware anschafft, um dann überrascht festzustellen, dass kein Geld mehr für die Software vorhanden ist. Und was tut die aktuelle Salzburger Verkehrspolitik? Sie plant trotzdem großzügig neue extrem teure Hardware anzuschaffen (Stadtregionalbahn), obwohl sie schon die bestehende Hardware (des S-Bahn Y-Konzeptes) nicht in ausreichendem Ausmaß mit Software (Taktfahrplan) bedienen kann. Der richtige Weg für eine glaubwürdige Verkehrspolitik kann daher nur sein, die Hausaufgaben zu erledigen, indem man bestehende Projekte (S-Bahn Y-Konzept und Salzburg-Takt für Bahn und Bus) umsetzt und dann erst neue Projekte forciert.
Die AK-Vollversammlung hat die Salzburger Landesregierung daher bereits mehrmals aufgefordert endlich das S-Bahn Y-Konzept im Salzburger Zentralraum mit seinem 15- und 30-Minuten-Takt umgehend umzusetzen. Genau dafür wurden seit 1997 von Bund, Land und Stadt Salzburg sowie ÖBB rd. 300 Mio. Euro in die Eisenbahninfrastruktur investiert, daher darf das Projekt nun nicht an den fehlenden Taktverkehrsbestellungen scheitern.