9.6.2022

4 von 10 Familien durch Nachhilfe finanziell stark belastet

Das aktuelle AK-Nachhilfebarometer zeigt: 20 Prozent von Salzburgs Schulkindern nehmen bezahlte Nachhilfe, für 40 Prozent der Haushalte ist das finanziell kaum zu stemmen. 9 von 10 Eltern, die ihren Kindern beim Lernen helfen, klagen über eine starke zeitliche Belastung. AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder: „Der Bildungserfolg unserer Kinder darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängen, deshalb braucht es Maßnahmen um allen jungen Menschen die gleichen, fairen Möglichkeiten zu bieten. Etwa durch eine Personaloffensive und einen Chancenindex zur Finanzierung von Schulen mit vermehrt Schülerinnen und Schülern aus einkommensschwachen Familien.

Für das Nachhilfe-Monitoring im Bundesland Salzburg hat IFES im Auftrag der AK 400 Haushalte (mit 635 Schulkindern) befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass jedes 5. Schulkind im Schuljahr 2021/22 – das ergibt hochgerechnet rund 13.000 junge Menschen – bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen hat. Rechnet man unbezahlte Nachhilfe- und Lernangebote sowie den Wunsch nach bezahlter Unterstützung dazu, ergibt das einen Gesamtbedarf von fast 24.000 Personen, also rund ein Drittel aller Salzburger Schülerinnen und Schüler.

7,6 Millionen Euro: Nachhilfekosten belasten Familienbudgets

Externe Lernunterstützung geht immer mehr ins Geld: Im Schnitt kostet Eltern die Nachhilfe in Salzburg pro Schulkind rund 570 Euro (Schuljahr 2020: 510 Euro, 2019: 550 Euro). In Salzburg haben die Eltern etwa 7,6 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben (Schuljahr 2020: 5,4 Mio. Euro; Schuljahr 2019: 5,9 Mio. Euro). Bei gleich gebliebenem Nachhilfeanteil erklärt sich der Anstieg somit aus den höheren Durchschnittskosten sowie einem hohen Anteil an bezahlter Nachhilfe.

Vier von zehn Haushalten (39 Prozent) sind durch Nachhilfe finanziell spürbar bis sehr stark belastet. Nachhilfe ist übrigens insbesondere in Mathematik, etwas seltener auch in Deutsch und Fremdsprachen nötig. Zu den Hauptgründen für die Nachhilfe: Noten verbessern, bzw. die Aufnahme in eine AHS, bzw. BMS/BHS zu ermöglichen.

Eltern und Familie als Lernhelfer

Das Nachhilfe-Barometer zeigt aber auch, dass viele Familien als Lernhelfer einspringen müssen. „Mit mehr als der Hälfte der Schülerinnen und Schüler (61 Prozent) lernen die Eltern mindestens einmal oder mehrmals in der Woche. 24 Prozent der Eltern lernen sogar so gut wie täglich mit ihren Kindern. Fast neun von zehn Eltern, die ihren Kindern bei Schulaufgaben helfen, sind spürbar zeitlich belastet“, berichtet AK-Bildungsexpertin Corrina Zafaurek.

Nachhilfe scheitert oft an Angebot und Kosten

Bezahlte Nachhilfe haben rund 13.000 Schülerinnen und Schüler in Salzburg in Anspruch genommen. Eltern von weiteren 16.000 Schülerinnen und Schülern hätten gerne eine bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen, meist war diese ihnen aber zu teuer oder es konnte kein passendes Angebot gefunden werden. Laut Angaben der Eltern mit Bedarf nach bezahlter Nachhilfe, war dies im letzten Schuljahr für ein Drittel (35 Prozent) der Kinder aufgrund der Corona-Pandemie praktisch nicht möglich.

Bezahlte Nachhilfe wird jeweils bei einem Drittel bei Lehrkräften (35 Prozent) und etwas weniger bei Lerninstituten (27 Prozent) oder Studierenden (26 Prozent) absolviert.

Schulische Lernhilfeangebote

Rund 4.000 Schulkinder nutzten in Salzburg kostenlose schulische Lernhilfeangebote. Diese Lernhilfe findet vor allem in der Nachmittagsbetreuung statt. Ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler hat in Salzburg eine externe Nachmittagsbetreuung. Neben bezahlter und unbezahlter Lernhilfe erhalten 25 Prozent an der Schule einen regelmäßigen Förderunterricht, weitere 37 Prozent einen gelegentlichen. Zwei Drittel der Eltern sind mit dem Förderunterricht an der Schule zufrieden.

AK fordert Investitionen in Zukunftschancen der Kinder

Um allen Kindern die gleichen Bildungschancen zuteilwerden lassen zu können, braucht es für AK-Bildungsexpertin Zafaurek ein ganzen Maßnahmenbündel: 

Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex

Kinder sollen nicht auf die Geldtasche und Zeit ihrer Eltern angewiesen sein, um die Lernziele zu erreichen. Daher ist ein besseres Betreuungsverhältnis an den Schulen nötig, um individuelles Lernen in der Schule zu ermöglichen. Konkret braucht es treffsichere langfristige Investitionen – vor allem in Personal - und Schulentwicklung. Bei einer Bildungsfinanzierung nach dem Chancenindex-Modell der AK bekommen Schulen umso mehr Mittel, je mehr Schülerinnen und Schüler sie haben, denen die Eltern selbst nicht beim Lernen helfen können.

Sofortige Personaloffensive 

Kinder und Lehrpersonal sollen gerne in die Schule gehen. Die Regierung muss jetzt die Grundlage für die Schule der Zukunft schaffen. Dafür muss Geld in die Hand genommen werden, um bessere Ausstattung, mehr Personal und individuelle Förderungen zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass der Personalbedarf an Lehrerinnen und Lehrern speziell in Pandemie-Zeiten mehr als augenscheinlich wurde. Nur durch den beispielhaften Einsatz und das großartige Engagement der Pädagoginnen und Pädagogen konnten noch größere Bildungsdefizite abgewendet werden.   

Kostenlose hochwertige Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung flächendeckend

Die AK-Nachhilfebefragung zeigt eindeutig, dass der Schulerfolg der eigenen Kinder zur Mammutaufgabe für Eltern wird. Ganztagsschulen entlasten Eltern vom Lernen mit den Kindern und von teurer privater Nachhilfe. Investitionen in den Ausbau von Ganztagsschulen fördern die Lernchancen der Kinder und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und schaffen somit Arbeitsplätze.

Armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende entlasten

Sie trifft die Teuerung in besonderem Ausmaß. Sowohl die finanziellen als auch die psychisch-emotionalen Belastungen waren auch während der COVID-Krise enorm. Die AK fordert in diesem Zusammenhang ein Entlastungspaket (Anhebung Arbeitslosengeld und Sozialhilfe; Unterhaltsgarantie) sowie spezifische Unterstützungsangebote (z.B. Ferien- und Lerncamps) zu schaffen.

Restplätze bei ‚Ferienspaß trifft MINT‘

Auch in den heurigen Sommerferien hilft die AK Salzburg mit dem Angebot „Ferienspaß trifft MINT“ die Betreuungssituation für Eltern ein wenig zu entschärfen. Denn 9 Wochen Betreuungsbedarf und in der Regel nur 5 Wochen Urlaub stellen viele Familien vor eine große Herausforderung.

Das für Kinder von AK-Mitgliedern kostenlose Programm bietet für 10- bis 14-Jährige in allen Bezirken die Möglichkeit, jeweils eine Woche lang Metallmodelle herzustellen, T-Shirts selbst zu gestalten, mit Arduino zu programmieren, in einem Chemielabor zu experimentieren und vieles mehr. Die Betreuung erfolgt von Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, Mahlzeit inklusive.


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