Home-Schooling belastet Familien psychisch und finanziell
Jede 2. Familie mit Schulkindern in Lockdown 1 und jeder 3. Salzburger Haushalt in Lockdown 2 hatte mit Mehrkosten zu kämpfen. Waren es im März und April im Schnitt 413 Euro, schlugen sich die zusätzlichen Ausgaben fürs Distance Learning bei Schulschließung 2 durchschnittlich mit 140 Euro zu Buche. „Neben den psychischen Belastungen ziehen Schulschließungen auch einen finanziellen Aderlass für Familien nach sich. Deshalb gilt es künftig, weitere, längerfristige Schulschließungen unbedingt zu vermeiden. Stattdessen erwarte ich mir intelligente Lösungen, um Präsenzunterricht zu ermöglichen sowie eine finanzielle Abgeltung für Familien schulpflichtiger Kinder. Das gilt auch für das Lehrpersonal, das ebenfalls tief in die Tasche greifen musste, um sich für den Online-Unterricht upzugraden“, sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder.
Bereits vor einem Monat hat die Arbeiterkammer vor den negativen Folgen des Home-Schoolings für Familien gewarnt. Eine Anfang November präsentierte AK-Umfrage rund um die aktuelle Schulkostenstudie unter Salzburger Eltern von schulpflichtigen Kindern zeigte, dass Schulschließungen nur Verlierer kennen. Einerseits hat die Seele hat gelitten: Bei 40 Prozent der befragten Eltern hat sich damals die psychische Gesundheit verschlechtert. Bei Lockdown 2 waren es 34 Prozent. Ein Viertel der Kinder fühlte sich im Frühjahr einsamer als vor Corona, jetzt waren es sogar 53 Prozent.
Ganz zu schweigen von den Bildungsversäumnissen: 20 Prozent jener Familien, in denen die Eltern nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen oder armutsgefährdet sind, gaben an, dass ihre Kinder die Lernrückstände aus Lockdown 1 noch immer nicht kompensieren konnten.
Home-Schooling geht aufs Geldbörsel
Nun hat die Arbeiterkammer eine zweite Befragung, diesmal zu den finanziellen Auswirkungen des Home-Schoolings aufs Familienbudget, durchgeführt. „Dabei zeigt sich, dass die Mehrausgaben für Distance Learning durchaus beträchtlich sind. Rund die Hälfte der befragten Familien (46 Prozent) hatte im Frühjahrs-Lockdown Zusatzkosten von 413 Euro durchschnittlich zu stemmen. Durch Lockdown 2 musste ein Drittel (33 Prozent) der Haushalte mit schulpflichtigen Kindern Mehrkosten von 140 Euro im Schnitt in Kauf nehmen“, informiert Hilla Lindhuber, Leiterin der Abteilung Bildung, Jugend und Kultur in der AK Salzburg. „In Zeiten, wo 50.000 Salzburger Beschäftigte wegen Corona ihren Job verloren haben oder in Kurzarbeit sind, alles andere als ein Pappenstiel“, gibt AK-Präsident Peter Eder zu bedenken.
AK fordert 200 Euro Bonus zur Familienbeihilfe
Ins Geld gingen und gehen vor allem die technische Aufrüstung durch den Ankauf von mobilen Endgeräten wie Tablets, Laptops sowie Druckern und Software, aber auch das Upgrade des hauseigenen Internet-Datenvolumens. Kein Wunder also, dass ein Drittel der befragten Familien angibt, dass ihre Geldsorgen im Vergleich zum Vorjahr dramatisch gestiegen sind.
Die AK fordert daher, dass Eltern von Schulkindern diese Mehrausgaben abgegolten werden. „Es braucht aus unserer Sicht 200 Euro Bonus zur Familienbeihilfe pro Schulkind“, sagt Eder, „und zusätzlich Antragswege für Familien mit Schulkindern, die aus der Familienbeihilfe rausfallen.“
Intelligente Lösungen statt einfach „zudrehen“
Für AK-Präsident Eder gilt es daher, in Zukunft längerfristige Schulschließungen unbedingt zu verhindern: „Schule muss so organisiert werden, dass Lernen sicher stattfinden werden kann. Es braucht ein COVID-taugliches Regelwerk für das gesamte verbleibende Schuljahr, das je nach Infektionsgeschehen in Szenarien plant und auch Raum für schulautonome Gestaltungen lässt. Pflichtschulen wie höhere Schulen brauchen dafür finanzielle Planungssicherheit vom Bund, damit sie mittels Sonderverträgen weiteres Personal zur Unterstützung an den Schulstandort holen können.“
Und Familien mit Schulkindern brauchen genauso wie die Lehrerinnen und Lehrer, die Großartiges in diesem Jahr geleistet haben, einen finanziellen Ausgleich, damit die Corona-Krise und die Schulschließungen kein finanzielles Loch im Geldbörserl der Familien hinterlassen.“
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