AK-Frauenmonitor: Gleichstellung in der Sackgasse 

Alle zwei Jahre analysieren unsere Expert:innen die Arbeits- und Lebenssituation der weiblichen Beschäftigten im Bundesland Salzburg. Das aktuelle Ergebnis: An den vielen Baustellen hat sich leider kaum etwas verbessert, die Gleichstellung steckt also in einer Sackgasse.

Jede 2. Salzburgerin in Teilzeit

53,3 Prozent der unselbstständig beschäftigen Salzburgerinnen arbeiteten in Teilzeit. Bei Eltern mit Kindern unter 15 Jahren erhöht sich die Teilzeitquote nochmals deutlich: 2021 arbeiteten österreichweit 72,8 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren in Teilzeit, aber nur 6,9 Prozent der Männer. In Salzburg beläuft sich die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sogar auf 82,1 Prozent.

Familiäre Verpflichtungen reduzieren Arbeitszeit

Frauen reduzieren Erwerbsarbeit vor allem wegen familiärer Pflichten. 39,5 Prozent der Frauen arbeiten 2022 aufgrund von persönlichen oder familiären Verpflichtungen nicht in Vollzeit. Hierzu zählen insbesondere die Kinderbetreuung sowie die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen. Dieses Motiv ist hingegen nur für 6,6 Prozent der Männer ausschlaggebend.

Klassische Berufswahl = niedrigere Einkommen

Die traditionelle Berufswahl bestimmt weitgehend die Einkommenschancen in der Zukunft: Knapp 40 Prozent der Mädchen entscheiden sich für 1 von 3 Lehrberufen im Dienstleistungsbereich (Einzelhandel, Büro, Friseurin). Während die Top 3 Lehrberufe der Burschen im Schnitt mit insgesamt gut 37.000 Euro über die gesamte Lehrzeit entschädigt werden, fällt diese bei den Top 3 Lehrberufen der Mädchen durchwegs niedriger aus.

Frauen haben um 41 Prozent weniger Pension

Teilzeit, Erwerbsunterbrechungen und niedrige Löhne drücken klarerweise auch die weiblichen Pensionen: Frauen haben um 41,3 Prozent weniger Alterspension als Männer. Im Jahr 2021 gingen Frauen österreichweit durchschnittlich mit 60,7 Jahren (Männer: 65,6 Jahre) in Alterspension. Damit haben Frauen das Regelpensionsalter von 60 Jahren erreicht.

Armut ist weiblich, Altersarmut auch

Besonders hoch ist das Armutsrisiko bei:

  • Ein-Eltern-Haushalten, dies sind zu 85 Prozent Frauen mit ihren Kindern. Die Armutsgefährdungsquote liegt bei 32 Prozent, ohne Sozialtransfers läge diese bei 60 Prozent.
  • Alleinlebenden Frauen in der Pension. Diese erreichen eine hohe Armutsgefährdungsquote von 26 Prozent, Tendenz steigend (2019: 25 Prozent, 2017: 22 Prozent). 
  • Die durchschnittliche Pension von Frauen liegt 2022 bei 1.287 Euro und damit um gut 100 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle.

Working poor

Frauen sind stärker auf ein starkes soziales Netz angewiesen: Frauen sind überwiegend in den klassischen Salzburger Niedriglohnbranchen (Tourismus, Handel, unternehmensbezogene und persönliche Dienstleistungen) tätig. Beschäftigte in Niedriglohnbranchen weisen eine erhöhte Armutsgefährdungsquote von 23 Prozent auf (2020: 17 Prozent). Dies bedeutet, dass 23 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnbereich durch Armut gefährdet sind, obwohl sie erwerbstätig sind.

Das braucht´s, um Gleichstellung zu fördern

Um die Sackgasse bei der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen zu verlassen und endlich auf die Überholspur zu gelangen, braucht es unter anderem:

  • Nicht-existenzsichernde Arbeitsplätze müssen verringert, qualifizierte Teilzeit- und Vollzeitarbeitsplätze geschaffen werden.
  • Verbesserung der betrieblichen Rahmenbedingungen: Es braucht familienfreundliche Rahmenbedingungen für Eltern und strukturelle Unterstützung beim Wiedereinstieg, z.B. vereinbarkeitsfreundliche Gestaltung von Arbeitszeit und Reduktion von vereinbarkeitsunfreundlichen Elementen wie Überstunden oder All-In-Verträgen.
  • Rechtsanspruch auf Elternteilzeit oder Änderung der Lage der Arbeitszeit auch für kleinere Betriebe. Denn in kleineren Betrieben hängt es von der Bereitschaft des Unternehmens ab, ob Väterkarenz in Anspruch genommen werden kann oder nicht. Rechtsanspruch für Teilzeitbeschäftigte auf Vollzeitarbeitsplatz zu wechseln.
  • Der weitere Ausbau von elementaren Kinderbildungs- und Betreuungsplätzen im Bundesland Salzburg, die quantitativ und qualitativ den Bedürfnissen der Eltern und deren Arbeitszeiten entsprechen, muss vorangetrieben werden.
  • Investitionen in den Ausbau leistbarer mobiler Pflegedienstleistungen, einerseits durch Erweiterung bestehender Angebote, andererseits auch durch neue Angebote, insbesondere in Regionen, in denen es bislang kein bis wenig Angebot gibt.

AK-Frauenmonitor

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