Kinderbildung: Eltern warten weiter auf bestmögliches Angebot
Mit der Kinderbildungs- und -betreuungs-Studie nimmt die AK Salzburg alljährlich die Situation der elementaren Einrichtungen unter die Lupe. Heuriges Fazit: Trotz kleiner Fortschritte könnte die Situation noch weit besser sein und zahlreiche bekannte „Baustellen“ sind weiterhin offen: Versorgungslücken, niedrige Besuchsquoten im Kleinkindbereich, Öffnungs- und Ferienschließzeiten, die kaum mit den Arbeitszeiten der Eltern vereinbar sind, sowie die anhaltend zugespitzte Personalsituation. „Die Bundesmittel in Höhe von 32 Millionen Euro für die Gemeinden und das Land können hier wichtiger Antrieb sein. Es ist allerdings notwendig, dass diese auch zielgerichtet eingesetzt werden und zusätzlich zu den bisherigen Landesmitteln fließen“, hält AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder fest.
Die aktuelle AK-Studie zur Situation in der elementaren Kinderbildung- und -betreuung in Salzburg zeigt, dass Versorgungslücken noch immer nicht geschlossen, sondern nur etwas verkleinert wurden. Zwar gibt es mittlerweile in allen Tennengauer Gemeinden und in der Stadt Salzburg Angebote für unter 3-Jährige, aufs gesamte Bundesland betrachtet fehlt hingegen in jeder 10. Gemeinde (10,9 Prozent) noch immer ein Angebot (Vorjahr: 11,8 Prozent).
Wenig verwunderlich, dass Salzburg nach wie vor hinter dem Barcelona-Ziel liegt, wonach bereits im Jahr 2010 für 33 Prozent der unter 3-jährigen Kinder ein Platz in einer institutionellen elementaren Bildungseinrichtung zur Verfügung gestellt hätte werden müssen. Im Betreuungsjahr 2023/2024 wurden nur 28,3 Prozent der unter 3-jährigen Kinder institutionell betreut (Vorjahr: 26 Prozent). Im Österreichschnitt sind es immerhin 33 Prozent, wobei die Quoten in Wien mit 46,2 Prozent und im Burgenland mit 30,3 Prozent besonders hoch sind.
Familie und Beruf bleiben schwer vereinbar
Vor besonderen Herausforderungen stehen Eltern, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen. Salzburgweit erfüllen nur 37,5 Prozent aller Einrichtungen den Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF) und sind somit mit einem Vollzeitjob beider Elternteile vereinbar (Vorjahr: 36 Prozent). Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht gestiegen, hat aber den Wert von vor 2 Jahren noch nicht wieder erreicht, 2021/2022 lag dieser bei 41,6 Prozent. Zudem zeigt sich ein starkes Stadt-Land-Gefälle: Während in der Stadt Salzburg 50,3 Prozent der Einrichtungen die VIF-Kriterien erfüllen, sind es im Bezirk Tamsweg nur 24,1 Prozent. Damit sind die Betreuungszeiten von insgesamt 362 Einrichtungen (2021/2022: 328) im Bundesland schwer mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar, weil z. B. keine berufsfreundlichen Öffnungszeiten angeboten wird oder mehr als 5 Wochen im Jahr geschlossen ist. „Dies wirkt sich insbesondere auf die Erwerbsbeteiligung und das Beschäftigungsausmaß von Frauen aus, die nach wie vor einen Großteil der Kinderbetreuung zu Hause übernehmen“, weiß AK-Studienautorin Ines Grössenberger.
Zumindest knapp die Hälfte aller Einrichtungen in Salzburg (47,7 Prozent) hat mittlerweile täglich mindestens 9 Stunden geöffnet. Bei den Kindergärten sind es immerhin 57 Prozent. „Nur wenn Einrichtungen mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet haben, kann eine gute und flexible Vereinbarkeit gewährleistet werden. Dann können auch Frauen ihre Arbeitszeit so gestalten, dass sie in einem existenzsichernden Ausmaß arbeiten und finanziell unabhängig leben können“, erklärt Grössenberger
Bundesmittel nutzen, um Lücken zu schließen
Als wichtigen Schritt in die richtige Richtung sieht AK-Präsident Peter Eder die 32 Millionen Euro, die Gemeinden und Land Salzburg ab sofort jährlich für Investitionen in die Kinderbildung vom Bund erhalten. „Es braucht dieses Geld, um das dringend benötigte Personal auszubilden und für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen, damit das Personal auch bleibt. Die Gelder können aber auch eine wichtige finanzielle Unterstützung für Gemeinden sein. Sie sollten weiter in den Ausbau von Kleinkindgruppen investieren“, so Eder.
Der AK-Präsident appelliert an alle Beteiligten, dass die Mittel auch tatsächlich zusätzlich in die Kinderbildung fließen und nicht bisher aufgewendete Landesmittel kompensieren. Es gelte vor allem sicherzustellen, dass Kinderbildung mit den Anforderungen der elterlichen Arbeitswelt – Öffnungszeiten von mindestens 9 Stunden täglich und Schließzeiten von höchstens 5 Wochen pro Jahr – vereinbar ist. „Damit Kinderbildung im Sinne der Eltern auf lange Sicht optimal geregelt wird, müssen die Bundesmittel im nächsten Schritt über das Jahr 2028 hinaus bereitgestellt werden. Nur mit einem flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und kostenlosen Zugang zu institutioneller Kinderbildung kann Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für alle Kinder erreicht werden“, so AK-Präsident Peter Eder abschließend.