14.09.2023

AK-Kinderbetreuungsstudie deckt Rückschritte im Betreuungsangebot auf

„Eine ernstzunehmende Trendwende in Sachen Kinderbetreuung sieht anders aus“, kritisiert AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder die Ankündigungspolitik von Bundeskanzler Nehammer, der Anfang September 2023 4,5 Milliarden Euro für Kinderbetreuung in Aussicht gestellt hat. Eine Trendwende ist jedoch dringend notwendig, wie die aktuellen Ergebnisse der Kinderbetreuungsstudie der AK Salzburg zeigen. Die angekündigten 4,5 Milliarden Euro reichen nicht aus, um die zahlreichen Probleme – zu kurze Öffnungszeiten, zu wenige Plätze, schlechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung – nachhaltig zu lösen. 

„Die AK fordert eine Milliarde Euro pro Jahr für eine bedarfsgerechte und qualitätsvolle Kinderbetreuung mit Öffnungszeiten, die an die Arbeitswelt angepasst sind“, erklärt Eder.

Die wichtigsten Ergebnisse der AK-Kinderbetreuungsstudie

Grundsätzlich zeigen sich Rückschritte. Engpässe bei Mitarbeiter:innen im Elementarbildungsbereich wirken sich negativ auf die Verfügbarkeit von Plätzen, Öffnungs- und Schließzeiten aus.

  • Salzburg liegt nach wie vor hinter dem Barcelona-Ziel zurück. Dieses hätte vorgesehen, dass bereits im Jahr 2010 für 33 Prozent der unter 3-jährigen Kinder ein Platz in einer institutionellen elementaren Bildungseinrichtung zur Verfügung gestellt wird.
    • Im Betreuungsjahr 2022/2023 wurden nur 26 Prozent der unter 3-jährigen Kinder institutionell betreut.
    • Im Bundesländervergleich bewegt sich Salzburg im hinteren Drittel (Wien: 42 Prozent, Bundesschnitt: 29,9 Prozent).
  • Nach wie vor fehlt es oft an Angeboten für unter 3-Jährige: 11,8 Prozent der Salzburger Gemeinden haben diesbezüglich überhaupt kein Angebot (weder Kleinkindgruppe noch alterserweiterte Gruppe).

Immer weniger Einrichtungen erfüllen VIF-Kriterien

  • Nur 36 Prozent aller Einrichtungen im Bundesland Salzburg erfüllen die VIF-Kriterien und sind mit einem Vollzeitjob beider Elternteile vereinbar. Hier zeigt sich ein Rückgang – 2021/22 waren es noch 41,6 Prozent.
    • Zudem zeigt sich ein starkes Stadt-Land-Gefälle: Während in der Stadt Salzburg 50,7 Prozent der Einrichtungen die VIF-Kriterien erfüllen, sind es im Bezirk Tamsweg nur 25,9 Prozent der Einrichtungen.
    • Die VIF-Kriterien sind:
      • Mindestens 45 Stunden pro Woche (Montag bis Freitag) geöffnet
      • An 4 Tagen pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet
      • Angebot eines Mittagessens
      • maximal 5 Wochen im Jahr geschlossen

Einrichtungen bleiben länger geschlossen

  • Die Ferienbetreuung ist nach wie vor eine große Herausforderung für Eltern:
    • 39,4 Prozent der Einrichtungen im Bundesland Salzburg haben zwischen 6 und 15 Wochen im Jahr geschlossen. Dies bedeutet eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr (2021/2022: 36,9 Prozent).
    • In 53 der 119 Salzburger Gemeinden (2021/2022: 50 Gemeinden) gibt es keine einzige Einrichtung, die maximal 5 Wochen im Jahr geschlossen hat.
  • Öffnungszeiten: Nur 7,8 Prozent der Kindergärten haben nach 18 Uhr geöffnet, das sind 18 von 232 Einrichtungen im ganzen Bundesland Salzburg (Wien: 45,3 Prozent)
    • gut jeder 4. Kindergarten schließt vor 14 Uhr
    • Mehr als ¾ der Kindergärten schließen vor 17 Uhr
  • Die Personalsituation spitzt sich weiter zu: Der Nachwuchs- und Personalmangel im Bereich der Elementarbildung führt dazu, dass nicht alle vorhandenen Plätze vergeben werden können und die Öffnungszeiten eingeschränkt werden müssen.
 

unsere forderungen

  • Eine Milliarde Euro mehr pro Jahr für Elementarpädagogik – Die Anfang September 2023 angekündigten 4,5 Milliarden Euro bis 2030 sind zu wenig, um die nachhaltigen Probleme zu lösen
  • Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag
  • Ausbau des flächendeckenden, ganzjährigen und ganztägigen Angebots

Maßnahmen, um dem Personalmangel entgegenzuwirken:

  • Bundesrahmengesetz für einheitliche und hohe Qualitätsstandards (z.B. kleinere Gruppengrößen, Betreuungsschlüssel, Ausbildung)
  • Umschulungsangebote für Berufsumsteiger:innen (auch ohne Matura)
  • Österreichweit einheitliche Ausbildung im Elementarbereich
  • Ausbau aller Ausbildungsschienen – Durchlässigkeit bis zum tertiären Bereich Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die auch den Anforderungen einer modernen, mehrsprachigen und multikulturellen Gesellschaft Rechnung tragen
  • Höhere Bezahlung
  • Erhöhung des Männeranteils
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