KI am Arbeitsplatz längst Realität – es braucht nun Wissen, Regeln, Fairness
In Salzburgs Betrieben ist die Künstliche Intelligenz (KI) längst angekommen und wird bereits vielfach eingesetzt – häufig unbemerkt, in unterschiedlichsten Bereichen. Eine aktuelle Studie der FH Salzburg im Auftrag der Arbeiterkammer Salzburg zeigt: Obwohl die Mehrheit der Betriebsrät:innen den Nutzen von KI positiv bewertet, besteht noch erheblicher Informations- und Qualifizierungsbedarf. „KI ist aus dem Arbeitsleben bald nicht mehr wegzudenken, entscheidend ist, wie wir sie gestalten“, betont AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. „Es darf nicht sein, dass nur einige wenige von den Gewinnen profitieren, die mit KI erzielt werden. Wir müssen sicherstellen, dass die Chancen der Technologie der gesamten Gesellschaft zugutekommen – und dass niemand im Betrieb den Anschluss verliert.“
Die Online-Befragung unter rund 1.200 Betriebsratsvorsitzenden und deren -stellvertreter:innen, die die FH Salzburg im Auftrag der AK als Teil der Studie „Künstliche Intelligenz in der Salzburger Arbeitswelt“ (KISA), durchgeführt hat, zeigt unter anderem folgende Ergebnisse: In etwa 60 Prozent der Betriebe wird KI gezielt eingesetzt – entweder in der Produktion, in der Verwaltung oder im Management. Zugleich ist sich ein Viertel der Befragten nicht sicher, welche KI-Anwendungen zu welchem Zweck in ihrem Betrieb genutzt werden. Drei Viertel der Betriebe verfügen über keine spezifischen Betriebsvereinbarungen oder Regelungen zum Umgang mit KI.
Es zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich Nutzungsverhalten, weiß Stefan Bogner von der Sozialpolitischen Abteilung der AK Salzburg: „Während einige Betriebe bereits konkrete KI-Projekte umsetzen, wird in anderen erst experimentiert oder getestet. In vielen Fällen erfolge der Einsatz von KI „unter dem Radar“ – etwa durch einzelne Beschäftigte, die Tools in Eigenregie nutzen. Je mehr Beschäftigte ein Betrieb hat und je höher der Umsatz ist, umso eher hat KI bereits „Spuren“ in der Organisation hinterlassen. In mittleren und großen Betrieben finden sich häufiger als bei kleinen Betrieben Arbeitsgruppen oder Stabsstellen, die sich mit KI befassen und es wird häufiger angegeben, dass es im Kreis der Kolleginnen und Kollegen Menschen mit KI-Expertise gibt.“
Positive Erwartungen, aber auch Unsicherheit
Die Mehrheit der befragten Personen bewertet die Auswirkungen von KI grundsätzlich positiv – insbesondere im Hinblick auf Produktivität und Qualität der Arbeit. „Zugleich zeigt die Studie deutliche Unsicherheiten“, so Bogner, „vor allem fehlende Leitlinien, unklare rechtliche Rahmenbedingungen, Abhängigkeiten von großen Technologieanbietern und das Tempo der technologischen Entwicklung werden hier vermehrt genannt. Zudem fehlen in vielen Betrieben klare Zuständigkeiten, Fortbildungen und verbindliche Regeln.“
AK informiert: Beschäftigte müssen mitreden können
Für die Arbeiterkammer Salzburg ist klar: Die Gestaltung der digitalen Transformation darf nicht allein den Unternehmen oder den Technologiekonzernen überlassen werden. „Wir müssen den Beschäftigten das Rüstzeug geben, KI zu verstehen und mitzugestalten“, sagt AK-Präsident Peter Eder. „Das bedeutet: Information, Weiterbildung und Mitbestimmung.“
Stichwort Information: Für 20. November 2025 hat die AK unter dem Titel „KI: Chancen und Risken für Betriebsrät:innen“ die Salzburger Betriebsrät:innen zu einem Info-Nachmittag eingeladen. Dabei werden gemeinsam mit Expert:innen der FH Salzburg wesentliche Aspekte und Herausforderungen dieser Entwicklung für Belegschaftsvertretungen diskutiert.
Unabhängig davon fordert die AK:
- Ausbau von Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten.
- Klare betriebliche Regeln für den Einsatz von KI
- Transparente Kommunikation und Einbindung der Betriebsrät:innen in alle KI-bezogenen Entscheidungsprozesse.
Die Studie zeigt deutlich: KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern Realität in vielen Betrieben. Damit wächst die Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Transparenz, Fairness und Mitbestimmung sichern. „Wenn KI sinnvoll eingesetzt wird, kann sie Arbeitsplätze sichern, Abläufe verbessern und neue Chancen schaffen. Aber sie darf nicht zu neuen Ungleichheiten führen. Wir wollen, dass die Produktivitätsgewinne, die KI ermöglicht, in bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und eine gerechtere Gesellschaft investiert werden“, so Eder weiter.
Gesamte Gesellschaft muss profitieren
Über die betriebliche Ebene hinaus wirft die Studie auch gesellschaftspolitische Fragen auf. KI könne, so die Studie, zu erheblichen Effizienzgewinnen führen – doch entscheidend sei, wer davon profitiert. Wie schon bei früheren technologischen Umbrüchen muss das Ziel sein, die Vorteile gerecht zu verteilen. Die AK fordert daher Maßnahmen der politisch Verantwortlichen, die Wertschöpfung in der Region zu halten – etwa durch lokale Infrastruktur, Datenschutz-Standards und gezielte Förderung von Weiterbildungsinitiativen.
„KI darf kein Selbstzweck sein“, fasst AK-Präsident Peter Eder zusammen. „Sie muss den Menschen dienen – nicht umgekehrt. Wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen, kann KI ein Instrument werden, das Arbeitsbedingungen verbessert und gesellschaftlichen Fortschritt ermöglicht. Dafür setzen wir uns als Arbeiterkammer Salzburg ein.“