Unbezahlte Arbeit muss gerechter verteilt werden
Nach wie vor arbeiten Frauen viel öfter in Teilzeit, verdienen weniger und haben daher niedrigere Pensionen als Männer. Der Hauptgrund: Unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Haushaltsführung sind immer noch überwiegend Frauensache. Das bestätigen sowohl der aktuelle Frauenmonitor der AK Salzburg, als auch die kürzlich vorgestellte Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria. „Um dieses festgefahrene Rollenklischee aufzubrechen, braucht es aktive Maßnahmen der Politik“, sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder und fordert Anreize, damit sich mehr Männer an unbezahlter Arbeit beteiligen, etwa bei Karenz und Kinderbetreuung. Dazu bräuchte es für Väter längere Bezugszeiten beim Kinderbetreuungsgeld, bzw. existenzsichernde Geldleistung, um Väterkarenz attraktiver zu gestalten.
Alle zwei Jahre analysiert die Arbeiterkammer mit den AK-Frauenmonitor die Arbeits- und Lebenssituation der weiblichen Beschäftigten in Salzburg. Die Ergebnisse der aktuellen Studie geben keinerlei Anlass zur Freude. Im Gegenteil: Die Schieflagen bei Einkommen und Pensionen sind nach wie vor evident, die Gleichstellung zwischen Männern und Freuen steckt in einer Sackgasse.
Rollenverteilung aus dem Mittelalter
Warum sind auch im 21. Jahrhundert kaum Fortschritte feststellbar? Der Hauptgrund liegt darin, dass der Großteil an unbezahlter Arbeit von Frauen geleistet wird. Das bestätigt auch die kürzlich veröffentlichte Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria: Demnach arbeiten Frauen rund 2 Stunden pro Tag mehr unbezahlt, als Männer. „Da verwundert es kaum, dass laut unserer Erhebung 53 Prozent der Salzburger Frauen lediglich Teilzeit erwerbstätig sind“, so Frauenmonitor-Autorin Ines Grössenberger. „Die Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern ist sehr traditionell, um nicht zu sagen fast noch wie im Mittelalter. Seit der letzten Zeitverwendungsstudie (2008/2009) hat sich kaum etwas an der ungleichen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern geändert.“
AK fordert Rollenklischees aufzubrechen
Es muss also bei den Rollenzuschreibungen angesetzt werden. Männer müssen sich endlich mehr in die unbezahlte Arbeit einbringen, um Frauen zu entlasten, damit sie einer Erwerbstätigkeit in existenzsicherndem Ausmaß nachgehen können.
„Hier braucht es aktive Maßnahmen der Politik, z.B. schon bei der Gestaltung des Kinderbetreuungsgeldes. Andere europäische Länder zeigen das vor – längere und ausschließlich für Väter reservierte Zeiten für den Bezug von Kinderbetreuungsgeld sowie eine existenzsichernde Geldleistung sind dort längst Realität“, so die AK-Frauenreferentin, „je länger sich Väter nämlich an Karenz und/oder Kinderbetreuung beteiligen, desto schneller können Frauen wieder einsteigen und an der Entwicklung ihrer beruflichen Zukunft arbeiten.“
Neben einer Neuverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern, dürfen eine flächendeckende qualitativ hochwertige Infrastruktur bei Pflege und Kinderbetreuung nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Ansonsten wird Gleichstellung auf ewig ein Fremdwort bleiben.
Weitere Schlaglichter aus dem aktuellen AK-Frauenmonitor:
Jede 2. Salzburgerin arbeitet in Teilzeit
Teilzeitarbeit ist bei Salzburgerinnen weiter hoch im Kurs: 53,3 Prozent der unselbstständig beschäftigen Salzburgerinnen arbeiteten 2022 in Teilzeit. Bei Eltern mit Kindern unter 15 Jahren erhöht sich die Teilzeitquote nochmals deutlich: In Salzburg beläuft sich die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren auf 82,1 Prozent.
Familiäre Verpflichtungen reduzieren Arbeitszeit
Frauen reduzieren Erwerbsarbeit vor allem wegen ihrer familiäreren Pflichten. Die Gründe für die Reduktion der Erwerbsarbeitszeit sind stark geschlechtsspezifisch geprägt: 39,5 Prozent der Frauen arbeiten 2022 aufgrund von persönlichen oder familiären Verpflichtungen nicht in Vollzeit. Hierzu zählen insbesondere die Kinderbetreuung sowie die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen. Dieses Motiv ist hingegen nur für 6,6 Prozent der Männer ausschlaggebend.
Frauen in Führungspositionen
Der Frauenanteil in Aufsichtsräten von Unternehmen, an welchen das Land Salzburg direkt und mehrheitlich (mind. 60 Prozent) beteiligt ist, liegt bei 31,4 Prozent und ist damit noch weit von einer paritätischen Besetzung entfernt. Keines der 8 Unternehmen, welches zu 100 Prozent in Besitz des Landes ist, wird von einer Frau geführt. Auch bei den 20 größten privaten Unternehmen in Salzburg gibt es Aufholbedarf: Der Anteil weiblicher Vorstände liegt bei 3,7 Prozent, bei Geschäftsführungen sind nur 7,8 Prozent mit Frauen besetzt. In nur 3 von 14 Fällen ist der Aufsichtsratsvorsitz mit einer Frau besetzt.
Frauen haben um 41 Prozent weniger Pension
Teilzeit, Erwerbsunterbrechungen und niedrige Löhne drücken klarerweise auch die weiblichen Pensionen: Frauen haben um 41,3 Prozent weniger Alterspension als Männer.
Armut ist weiblich, Altersarmut auch
Besonders hoch ist das Armutsrisiko bei:
- Ein-Eltern-Haushalten, dies sind zu 85 Prozent Frauen mit ihren Kindern. Die Armutsgefährdungsquote liegt bei 32 Prozent, ohne Sozialtransfers läge diese bei 60 Prozent.
- Alleinlebenden Frauen in der Pension. Diese erreichen eine hohe Armutsgefährdungsquote von 26 Prozent, Tendenz steigend (2019: 25 Prozent, 2017: 22 Prozent).
- Die durchschnittliche Pension von Frauen liegt 2022 bei 1.287 Euro und damit um gut 100 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle.
Working poor
Frauen sind stärker auf ein starkes soziales Netz angewiesen: Frauen sind überwiegend in den klassischen Salzburger Niedriglohnbranchen (Tourismus, Handel, unternehmensbezogene und persönliche Dienstleistungen) tätig. Beschäftigte in Niedriglohnbranchen weisen eine erhöhte Armutsgefährdungsquote von 23 Prozent auf (2020: 17 Prozent). Dies bedeutet, dass 23 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnbereich durch Armut gefährdet sind, obwohl sie erwerbstätig sind.
Das braucht´s, um Gleichstellung zu fördern
Um die Sackgasse bei der Gleichstellung zwischen Männern und Frauen zu verlassen und endlich auf die Überholspur zu gelangen, braucht es nach Ansicht der AK unter anderem:
- „Typisch“ weibliche Berufe und Berufsfelder müssen neu bewertet werden, vor allem jene, die in den Wirkungsbereich des Landes Salzburg fallen.
- Einführung eines verpflichtenden Mindestanteils von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen in Unternehmen.
- Kampagnen zu partnerschaftlicher Elternarbeit sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für Betriebe bezüglich Väterbeteiligung müssen finanziert und ausgebaut werden.
- Rechtsanspruch für Teilzeitbeschäftigte auf Vollzeitarbeitsplatz zu wechseln.
- Verbesserung der betrieblichen Rahmenbedingungen: Es braucht familienfreundliche Rahmenbedingungen für Eltern und strukturelle Unterstützung beim Wiedereinstieg, z.B. vereinbarkeitsfreundliche Gestaltung von Arbeitszeit und Reduktion von vereinbarkeitsunfreundlichen Elementen wie Überstunden oder All-In-Verträgen.
- Einführung des von AK/ÖGB entwickelten Familienarbeitszeitmodells, um die partnerschaftliche Teilung der familiären Verpflichtungen zu unterstützen.
- Der weitere Ausbau von elementaren Kinderbildungs- und Betreuungsplätzen im Bundesland Salzburg, die quantitativ und qualitativ den Bedürfnissen der Eltern und deren Arbeitszeiten entsprechen, muss vorangetrieben werden.
- Investitionen in den Ausbau leistbarer mobiler Pflegedienstleistungen, einerseits durch Erweiterung bestehender Angebote, andererseits auch durch neue Angebote, insbesondere in Regionen, in denen es bislang kein bis wenig Angebot gibt.