18.1.2023

Mit besseren Rahmenbedingungen das Arbeitskräftepotenzial heben

Trotz Rekordbeschäftigung sucht die heimische Wirtschaft weiterhin nach mehr billigen Arbeitskräften. Gleichzeitig sind die Arbeitslosenzahlen so niedrig wie vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. „Noch mehr Druck auf Arbeitslose ist nicht die Lösung. Vielmehr braucht es eine durchdachte aktive Arbeitsmarktpolitik und bessere Rahmenbedingungen, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen bzw. ein höheres Stundenausmaß zu ermöglichen“, ist AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder überzeugt.

Die derzeitige Lage am Arbeitsmarkt ist außergewöhnlich: Noch nie waren so viele Menschen unselbständig beschäftigt wie im Jahr 2022 – gegenüber dem Vor-Covid-Niveau stieg die Beschäftigung um mehr als 10.000 Arbeitsplätze bzw. mehr als 4 Prozent auf 268.000. Gedeckt wurde die gestiegene Nachfrage vor allem durch Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Fast 90 Prozent der neuen Arbeitsplätze wurde von Menschen aus dem Ausland besetzt. Vor allem aus Ungarn, Deutschland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Rumänien. Mittlerweile beträgt ihr Anteil mehr als ein Viertel der Arbeitskräfte. In Beherbergung und Gastronomie stammen sogar fast 60 Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland.

ARBEITSLOSE UNTERSTÜTZEN UND NICHT BEKÄMPFEN

Dazu kommt, dass so wenig Menschen wie vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auf Arbeitssuche sind. „Wer aktuell arbeitslos ist, ist das nicht freiwillig. Die Betroffenen haben gesundheitliche Probleme oder finden aufgrund ihres Alters keine neue Anstellung. Oft scheitert es aber auch an fehlender Kinderbetreuung oder die Qualifikation passt mit den Erfordernissen der Arbeitsstelle nicht zusammen“, weiß Eder. „Um das vorhandene Potenzial zu heben, müssen Arbeitssuchende unterstützt und nicht bekämpft werden“, steht für den AK-Präsidenten außer Streit. Vor diesem Hintergrund wäre die mittlerweile abgesagte Arbeitsmarktreform in der angekündigten Form ein Schritt in die falsche Richtung gewesen. „Vermittlungshemmnisse lassen sich nicht durch Zwang lösen. Ein degressives Arbeitslosengeld und die Einschränkung der geringfügigen Beschäftigung als Zuverdienst, hätten lediglich zu einer steigenden Armutsgefährdung geführt“, erklärt AK-Präsident Eder.

Aus Sicht der Arbeiterkammer braucht es vielmehr positive Anreize, um dem unbestrittenen Arbeitskräftemangel einzelner Branchen entgegenzuwirken. „In der aktuellen Situation sollte in höherwertige Ausbildungen und individuelle Lösungen investiert werden. Die Kürzung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik, die in Salzburg um rund ein Drittel bzw. 19,3 Millionen Euro zusammengestrichen wurden, ist hier sicherlich der falsche Weg und gehört daher zurückgenommen“, erklärt Eder.

PERSONALSUCHE: AUF DIE RAHMENBEDINGUNGEN KOMMT ES AN

Außerdem spricht sich der AK-Präsident für eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen aus. „Mehr als die Hälfte der Frauen arbeitet Teilzeit. Ein Großteil von ihnen, weil es aufgrund von Betreuungspflichten nicht anders möglich ist. Ein Ausbau in der Kinderbetreuung und in der Pflege würde ihnen ermöglichen, die Stunden zu erhöhen.“

GROSSER AUFHOLBEDARF BEI KINDERBETREUUNG

Den enormen Aufholbedarf sowohl bei der Ganztagesöffnung, als auch bei den Schließzeiten deckt die aktuelle Kinderbetreuungsstudie der AK Salzburg auf. So hat nur die Hälfte aller Einrichtungen in Salzburg länger als 9 Stunden täglich geöffnet – wobei das Stadt-Land-Gefälle eklatant ist. Spitzenreiter ist die Stadt Salzburg, wo 65,9 Prozent der Einrichtungen mehr als 9 Stunden täglich geöffnet sind. Dahinter folgen der Tennengau (57,9 %), der Pongau (46,2 %), der Flachgau (42,8 %), der Pinzgau (36,6 %) und weit abgeschlagen der Lungau (25 %). Von 236 Kindergärten im Bundesland schließen 20 Prozent vor 14 Uhr und mehr als drei Viertel vor 17 Uhr. „Diese kurzen Öffnungszeiten sind der Hauptgrund für die hohe Teilzeitbeschäftigung von Frauen“, sagt AK-Präsident Peter Eder.

Dringenden Aufholbedarf gibt es aber auch bei den Schließzeiten. In 50 Salzburger Gemeinden gab es im Betreuungsjahr 2021/22 keine Einrichtung (Krabbelgruppe, Kindergarten, Schülerbetreuung), die mindestens 47 Wochen geöffnet hat. „Mit dem verfügbaren Urlaubsanspruch können Eltern in diesen Gemeinden die Betreuung ihrer Kinder nicht bewältigen“, weiß Eder.

GANZTAGESSCHULEN AUSBAUEN

Zu den Betreuungssorgen kommen immer häufiger Bildungssorgen. „Die Nachhilfe-Institute melden Rekordzahlen, weil jetzt die Lockdown-bedingten Lerndefizite augenscheinlich werden. Es kann nicht sein, dass hier wieder die Mütter aufs Einkommen verzichten, um sich am Nachmittag um den Lernerfolg des Nachwuchses zu kümmern“, kritisiert AK-Präsident Peter Eder. Er fordert: „Die Politik muss endlich die Weichen in Richtung Ganztagesschulen stellen. Diese entlasten Eltern vom Lernen mit den Kindern und von teurer privater Nachhilfe. Investitionen in den Ausbau von Ganztagesschulen fördern die Lernchancen der Kinder und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und schaffen somit Arbeitsplätze.“

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