Eder: „Es braucht Politik für und nicht gegen die Arbeitnehmer:innen!“
AK-Arbeitsklima Index: Hauptsorgen Gesundheit, Pensionen und Einkommen
Die Sorgen und Nöte der Salzburger Arbeitnehmer:innen werden nicht weniger. Das zeigt der aktuelle Arbeitsklima Index der AK. Jede/r Dritte glaubt nicht, gesund bis zur Pension durchhalten zu können. 50 Prozent haben Schwierigkeiten, mit dem Einkommen auszukommen. Und jede/r zweite Beschäftigte geht krank arbeiten. „Angesichts dieser Ergebnisse wirken einige Forderungen, die rund um die aktuellen Koalitionsverhandlungen aufgetaucht sind, wie unbezahlter erster Krankenstands-Tag oder Anheben des Pensionsantrittsalters, geradezu absurd“, sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder, „Politik für und nicht gegen die Menschen muss es heißen.“
Mit dem Arbeitsklima Index erhebt die Salzburger Arbeiterkammer gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut IFES jährlich, wie es den Beschäftigten geht: „Wir haben unser Ohr bei den Menschen, wir wollen wir wissen, was den Arbeitnehmer:innen Kopfzerbrechen bereitet“, sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder, „diese Sorgen müssen von den politisch Verantwortlichen endlich ernst genommen und nicht beiseite gewischt werden. Dafür machen wir uns stark.“ Denn die aktuellen Daten zeigen, dass die größten Aufreger alte Bekannte sind.
Pensionsalter (un)erreichbar?
Was vielen Beschäftigten Sorge bereitet, ist die Frage, ob sie gesund bis zur Pension arbeiten können. „Demnach glaubt ein Drittel der befragten Salzburger:innen (32 Prozent) nicht, bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalters arbeiten zu können. Ein Grund ist der zunehmende arbeitsbedingte Stress. Der Anteil der Beschäftigten, die sich durch Zeitdruck stark belastet fühlen, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht“, berichtet AK-Arbeitsklima Index-Experte Bernd Wimmer.
AK-Präsident Peter Eder: „Das Ringen um eine Bundesregierung hat gezeigt, wie weit die Ansichten mancher Parteien, aber auch Teilen der Wirtschaft und Industrie von der Lebensrealität der Menschen entfernt sind. Wie kann man ernsthaft fordern, bis 67 zu arbeiten, wenn schon jetzt viele Menschen Angst haben, dass sie gar nicht gesund bis zum Regelpensionsalter durchhalten werden können? Gemeinsam mit der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit gerade bei älteren Beschäftigten steigt, wirken solche Ansätze geradezu absurd.“
Einkommen reicht für hälfte kaum aus
Auch in punkto Finanzierbarkeit des täglichen Lebens müssen sich sehr viele Arbeitnehmer:innen mehr als nur nach der Decke strecken: Die Hälfte der Salzburger Beschäftigten (50 Prozent) kommt mit ihrem Einkommen nur schwer, 12 Prozent gar nicht über die Runden. Und: Zwei Drittel der Salzburger Arbeitenden (65 Prozent) gehen davon aus, dass ihre zukünftigen Pensionseinkommen nicht oder nur knapp zur Bedürfnisdeckung ausreichen werden.
Eder: „Für mich ist es unverständlich, dass es weite Teile der Politik nach wie vor konsequent ablehnen, Großkonzerne und Superreiche mehr als bisher zur Konsolidierung des Budgets heranzuziehen. Wenn 50 Prozent der Salzburger Beschäftigten ihren Lebensalltag finanziell nur schwer bewältigen können, dürfen faire Beiträge von Krisen-Gewinner:innen kein Tabuthema sein.“
Krank in die Arbeit wird Massenphänomen
Die Problematik des „Präsentismus“ (trotz Erkrankung arbeiten) ist längst kein Einzelfall mehr, sondern bereits zum Massenphänomen geworden: „Mehr als die Hälfte der Salzburger Arbeitnehmer:innen (53 Prozent) geht trotz akuter Erkrankung in die Arbeit, 37 Prozent arbeiten im Krankenstand, 60 Prozent auch in ihrer Freizeit“, so Wimmer.
„Insofern ist der seitens der Wirtschaftskammer vorgebrachte Vorschlag, den ersten Krankenstands-Tag künftig nicht mehr zu bezahlen, ein Schlag in die Magengrube der Beschäftigten, wenn man weiß, dass jede/r Zweite schon jetzt krank arbeiten geht“, erklärt der AK-Präsident.
Eder verspricht, ein wachsames Auge auf die weiteren politischen Entwicklungen zu haben: „Auf Arbeiterkammer und Gewerkschaften können sich die Beschäftigten jedenfalls verlassen: Wir sind die Felsen in der Brandung, wenn es darum geht, Verbesserungen für die Menschen einzufordern und Verschlechterungen den Kampf anzusagen.“