10.04.2024

Hoher Arbeitsdruck und Geldsorgen belasten Beschäftigte massiv

Die Stimmung bei Salzburgs Beschäftigten bleibt getrübt – das zeigt der neue Arbeitsklimaindex (AKI) der AK Salzburg. Insbesondere die körperlichen Beschwerden in Zusammenhang mit dem Beruf, das schlechte Auskommen mit dem Einkommen und die Angst nicht bis zur Pension im Job durchhalten zu können, bereiten Sorgen. „Die Teuerung macht den Menschen zu schaffen, da es der Politik in mehr als 2 Jahren nicht gelungen ist, nachhaltige Rezepte zu finden. Es braucht unter anderem eine befristete Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und eine echte Mietpreisbremse“, fordert AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. Um dem steigenden Arbeitsdruck zu begegnen, spricht er sich für eine konstruktive Debatte darüber aus, wie eine Arbeitszeitverkürzung je nach Branche aussehen kann.

Bei Salzburgs Beschäftigten war die Stimmung schon einmal besser. Besonders belastet sind die Arbeitnehmer:innen durch den nach wie vor hohen Arbeitsdruck. Neben der hohen körperlichen Belastung wird der psychische Stress durch den anhaltenden Zeitdruck als sehr aufreibend wahrgenommen. Ein Viertel der Beschäftigten gibt an, aufgrund des Zeitdrucks stark belastet zu sein. Hier bestätigt der AKI das Ergebnis einer IFES-Umfrage im Auftrag der AK Salzburg. Die IFES-Umfrage hat aufgezeigt, dass die Baustellen in den Gesundheitsberufen noch größer sind: 60 Prozent der Beschäftigten sind durch Zeitdruck massiv belastet, fast jede/r Zweite klagt über zu viele Einspringerdienste, mehr als ein Drittel vermisst eine angemessene Bezahlung. Als Reaktion hat die AK Salzburg einen Fachausschuss für „Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe“ eingerichtet. Dieser Ausschuss, weisungsfrei und mit eigenem Budget ausgestattet, wird vor allem proaktiv Lösungen erarbeiten. 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern

Ebenfalls großen Zeitdruck (31 %) verspüren Beschäftigte mit Kindern im Haushalt. „Hier zeigt sich, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiterhin oft nur schwer möglich ist. Die Politik muss gegensteuern, indem die Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen an die Bedürfnisse berufstätiger Eltern angepasst werden. Außerdem ist der Ausbau von Ganztagsschulen überfällig“, hält AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder fest, der auf die aktuelle AK-Kinderbetreuungsstudie verweist. „Nur 36 Prozent aller Einrichtungen im Bundesland Salzburg sind mit einem Vollzeitjob beider Elternteile vereinbar. Dramatischerweise ist dieser Anteil im Jahresvergleich gesunken und lag ein Jahr zuvor bei 41,6 Prozent.  

7 von 10 leiden unter körperlichen Beschwerden

Der hohe Arbeitsdruck hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Salzburger Beschäftigten. 70 Prozent leiden unter körperlichen Beschwerden, die mit dem Beruf zusammenhängen. Spitzenreiter sind Erschöpfungszustände, Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich sowie Probleme mit dem Rücken. 

Die Hälfte kommt kaum oder nicht mit Einkommen aus

Zu den körperlichen Beschwerden kommen noch häufig finanzielle Sorgen. Für die Hälfte der Beschäftigten in Salzburg reicht das Einkommen gerade oder nicht mehr aus, um den eigenen Bedürfnissen zu entsprechen. „Leider hat es die Regierung bis dato verabsäumt wirksame Maßnahmen gegen die Teuerung zu setzen. Wenn es hier nicht bald gelingt einen Gegentrend einzuläuten, werden immer mehr Menschen in die Armut schlittern“, stellt AK-Präsident Eder fest. In diesem Zusammenhang fordert er die befristete Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Hier hat eine aktuelle Erhebung des AK-Warenkorbs gezeigt, dass sich der hohe Preisanstieg der vergangenen Jahre verfestigt hat. Im 2-Jahres-Vergleich sind Lebensmittel des täglichen Bedarfs um 21,54 Prozent teurer geworden. Der AK-Präsident erneuert die Forderung nach einer Mietpreisbremse für alle indexgebundenen Mieten. Diese sollen nicht öfter als einmal im Jahr erhöht werden, und die Erhöhung soll auf zwei Prozent begrenzt werden.  

Ein Viertel befürchtet, nicht bis zur Pension durchzuhalten

Aufgrund der hohen körperlichen und psychischen Belastungen befürchtet mittlerweile ein Viertel der Salzburger Beschäftigten, nicht im derzeitigen Beruf durchzuhalten. Dass diese Ängste nicht unbegründet sind, zeigen Zahlen des Sozialministeriums. 14,1 % der Männer sind aus einem Arbeitslosenversicherungsbezug und 3,7 % aus einer Versicherungslücke in die Pension gewechselt. Bei Frauen beziehen vor Pensionsantritt sogar 15,5 % eine Leistung aus der Arbeitslosenversicherung und 10,8 % weisen vor Pensionsantritt gar keine Versicherung auf. In diesem Zusammenhang spricht sich Eder für die Verpflichtung zur alternsgerechten Arbeitsgestaltung aus. Zudem müsse der Arbeitnehmer:innenschutz durch höhere Strafen bei Überschreitungen und Missachtungen gestärkt werden.

„Angesichts des kolportierten Arbeitskräftebedarfs verwundert es stark, dass die Betriebe aus Sicht der Beschäftigten aus eigenem Antrieb heraus wenig unternehmen, um die Arbeitskräfte gesund bis zur Pension zu halten“, stellt AK-Präsident Peter Eder fest. „Eine konstruktive Debatte, wie eine Arbeitszeitverkürzung je nach Branche aussehen kann, ist überfällig. Im Parkhotel Brunauer der AK Salzburg zeigen wir vor, dass auch in der Gastronomie eine 4-Tage-Woche bei 36 Wochenstunden möglich ist. Es braucht Lösungen für viel mehr Branchen, da es im Interesse sowohl von Wirtschaft als auch Arbeitnehmer:innen ist, dass Beschäftigung weniger belastend ist. Nur so können die Menschen bis zur Pension gesund arbeiten.“

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