18.1.2024

Hohe Wohnkosten schaden dem Wirtschaftsstandort Salzburg

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Salzburgerinnen und Salzburger stark unter den hohen Wohnkosten leiden. Dennoch unternimmt die zuständige Politik noch zu wenig, um gegenzusteuern. Umso unverständlicher ist dieser Stillstand, wenn die immensen negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort in Betracht gezogen werden. Diese hat Michael Klien vom WIFO im Rahmen einer Studie im Auftrag der AK Salzburg erhoben. Angesichts der Ergebnisse fordert AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder von der Politik mehr Einsatz für leistbares Wohnen ein: „Die hohen Wohnkosten sind mittlerweile zum Wettbewerbsnachteil für die heimische Wirtschaft geworden. Wohnen darf nicht mehr nur als sozialpolitisches Thema betrachtet werden. Wohnen muss auch im Zentrum der Wirtschafts- und Standortpolitik stehen.“

 


International mehren sich die Belege, dass hohe Wohnkosten die wirtschaftliche Entwicklung hemmen können. Insbesondere die Arbeitskräftemobilität leidet unter hohen Wohnkosten. Am häufigsten fehlen dann die Arbeitskräfte in Branchen mit niedrigen Einkommen. Für Österreich fehlte bisher die wissenschaftliche Evidenz für diese internationalen Erkenntnisse. Die AK Salzburg hat daher beim WIFO eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben. Studienleiter Michael Klien liefert darin eindeutige Ergebnisse.

Nach Abzug der Wohnkosten bleibt nur noch wenig Geld

Wohnkosten sind für die Salzburgerinnen und Salzburger besonders belastend, weil die Haushaltseinkommen trotz einer überdurchschnittlichen regionalen Wirtschaftsleistung nicht höher sind als im Mittel aller Haushalte. Dadurch sind nach Abzug der Wohnkosten die verbleibenden Einkommen in Salzburg niedriger als im Bundesländer-Schnitt. Die so genannten Residualeinkommen liegen um 20 Prozent unter jenen in Ober- und Niederösterreich. In Tirol sind sie ähnlich niedrig und nur in Wien spürbar geringer. „Niedrige Residualeinkommen machen das Bundesland als Wohn- und Arbeitsdestination aus finanzieller Sicht weniger attraktiv“, hält Studienleiter Klien fest.

 Salzburg verliert besonders viele Arbeitskräfte

Diese finanzielle Unattraktivität zeigt sich auch im Binnenwanderungssaldo der vergangenen 20 Jahre, bei dem Salzburg den höchsten Negativwert aller Bundesländer hat. Auch wenn Salzburg trotzdem wächst, verliert kein anderes Bundesland mehr Bevölkerung an andere Bundesländer. „Negative Binnenwanderungssalden im ländlichen Raum sind die Norm. Der Binnenwanderungsverlust der Salzburger Kernzone ist jedoch einzigartig“, erklärt Michael Klien.


Pendeln als Mittel gegen hohe Wohnkosten

Die Studie liefert auch eine Erkenntnis im Zusammenhang mit der Salzburger Stauproblematik. Um ihre Wohnkostenbelastung zu dämpfen, setzen Salzburgs Beschäftigte auf umfangreiche Pendlerbewegungen. „Mit einer Wohnkostenersparnis von 1,9 Euro pro Quadratmeter durch Wohnsitzwahl erreicht die Kernzone Salzburg einen Spitzenwert, der nur von Wien übertroffen wird“, hält der WIFO-Forscher fest.

Schwache Unternehmensdynamik

Die Analyse von Indikatoren zur Unternehmensdynamik weist für das Bundesland Salzburg strukturell niedrige Werte aus. Sowohl was Gründungs- und Fluktuationsraten betrifft, als auch bezogen auf den Anteil schnell wachsender Unternehmen, sind die Kennzahlen für das Bundesland unterdurchschnittlich. Die Region Stadt Salzburg und Umgebung weist eine schwächere Unternehmensdynamik als beispielsweise Linz oder Graz auf.

Hohe Wohnkosten belasten Arbeitsmarkt

Ein weiteres Studienergebnis belegt die Auswirkungen hoher Wohnkosten auf den Arbeitsmarkt. Der Arbeitskräftemangel ist vor allem in Branchen mit vergleichsweise geringer Entlohnung dominant. Neben Beherbergung und Gastronomie betrifft dies auch den Handel oder das Gesundheits- und Sozialwesen. AK-Präsident Peter Eder: „Besonders Arbeitskräfte in Niedriglohnbranchen haben Schwierigkeiten, die hohen Salzburger Wohnkosten zu tragen.“ Auffällig ist auch, dass in Salzburg Arbeitgeber viel häufiger Dienstwohnungen zur Verfügung stellen, als dies in anderen Bundesländern der Fall ist.

Abschließend hält AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder fest: „Die zuständige Politik muss beim Wohnbau endlich in die Gänge kommen. Es geht hier sowohl um die Menschen, die durch die hohen Wohnkosten massiv belastet sind, als auch die Wirtschaft, die mit einem wachsenden Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat. Die Lösungsansätze der AK liegen auf dem Tisch. Jetzt gilt es, diese umzusetzen.“

  • 1000 geförderte Mietwohnungen jährlich
  • Aktive Bodenpolitik in den Gemeinden zur Bereitstellung von leistbarem Bauland – Mobilisierung von Bauland
  • Zweckentfremdung von Wohnraum und Leerstand wirksam unterbinden
  • Rückwirkende Mietpreisbremse ab 2022 mit einer Erhöhung von maximal 2 Prozent pro Jahr
  • Öffentliche Grundstücke ausschließlich für den geförderten Wohnbau nutzen

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