9.9.2022

Bei Kinderbetreuung gibt es nach wie vor zahlreiche Baustellen

Anlässlich des neuen Kindergartenjahres präsentiert die AK Salzburg ihre aktuelle Studie zur Situation in der Kinderbildung und -betreuung. Zentrales Ergebnis: Bei den „Baustellen“ der vergangenen Jahre ist so gut wie nichts weitergegangen, es sind sogar neue Probleme hinzugekommen. „Zu Versorgungslücken, niedrigen Betreuungsquoten, hohen Preisen sowie Öffnungs- und Ferienschließzeiten, die kaum mit den Bedürfnissen der Eltern vereinbar sind, kommt der Personalmangel, der bereits zur Schließung einzelner Gruppen geführt hat“, bringt es AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder auf den Punkt. „Unsere Ideen, Konzepte und Vorschläge liegen auf dem Tisch. Jetzt sind die politisch Verantwortlichen gefordert, diese umzusetzen.“

Die elementare Kinderbildung und -betreuung in Salzburg ist weiterhin stark ausbaufähig. Das ist die zentrale Erkenntnis aus der aktuellen AK-Studie (Erhebungsjahr 2021/2022). Ein weiteres Mal bestätigt sich schwarz auf weiß, was viele Eltern mit Kleinkindern aus eigener Erfahrung wissen. Um einen Krabbelgruppenplatz zu ergattern, braucht es oft viel Glück. Nur 24,3% der unter 3-Jährigen werden institutionell betreut, damit liegt Salzburg weit unter dem Bundesschnitt (29,1 Prozent). Der Schnitt wird dadurch gedrückt, dass es in jeder 9. Gemeinde gar keine Kleinkindbetreuung gibt. Kein Angebot gibt es in 5,4% der Gemeinden im Bezirk Salzburg-Umgebung, in 12 Prozent der Gemeinden im Bezirk St. Johann, in 46,7% der Gemeinden im Bezirk Tamsweg und in 7,1% der Gemeinden im Bezirk Zell am See.

BETREUUNG OFT NICHT MIT ARBEITSWELT VEREINBAR

Für Kopfzerbrechen bei vielen Eltern sorgt die Tatsache, dass 58,4 Prozent aller Einrichtungen im Bundesland die Kriterien des Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf (VIF) nicht erfüllen. Sie sind nicht mit einem Vollzeitjob vereinbar, weil sie z. B. keine berufsfreundlichen Öffnungszeiten anbieten oder mehr als 5 Wochen im Jahr geschlossen sind.

Eine zusätzliche Herausforderung stellen die hohen monatlichen Kosten dar. Bei Krabbelgruppen betrugen diese im Schnitt 300 Euro, bei Kindergärten 95 Euro, bei alterserweiterten Gruppen 175 Euro und bei Horten 90 Euro. Dazu addieren sich noch Kosten für ein Mittagessen in der durchschnittlichen Höhe von 3,2 Euro pro Tag und Kind (Datenbasis: 2018/2019).

„Zu diesen bereits länger bekannten Herausforderungen in der Branche kommt der immer massivere Personalmangel“, weiß AK-Frauenreferentin und Studien-Autorin Ines Grössenberger. „Dieser führt dazu, dass im kommenden Jahr nicht alle Plätze vergeben werden können.“ AK-Präsident Eder ergänzt: „Die Misere ist kein Naturgesetz. Die Politik kann gegensteuern – sie muss allerdings endlich aktiv werden.“

Um ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und halten zu können, braucht es aus Sicht von AK-Expertin Grössenberger eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit einer angemessenen Entlohnung, ausreichende Vorbereitungszeiten, mehr gruppenarbeitsfreie Zeit, eine Aufwertung der Zusatzkräfte zu pädagogischen Assistent:innen sowie einen Ausbau aller Ausbildungsschienen.

„Was die Erweiterung des Angebots betrifft, müssen ebenfalls alle an einem Strang ziehen. Was möglich ist, zeigen in Salzburg die Sozialpartner AK und WK mit der Beratungsstelle ,Betriebliche Kinderbetreuung‘ vor. Hier hilft die One-Stop-Shop-Beratung betriebliche Kinderbetreuung auszubauen“, erklärt Grössenberger.

POLITIK MUSS SITUATION DER FRAUEN ENDLICH VERBESSERN

AK-Präsident Peter Eder appelliert an die zuständige Politik endlich zu handeln: „Nach wie vor werden viele Mütter insbesondere in den südlichen Bezirken vor die Wahl gestellt, ob sie aus dem Erwerbsleben kurz- bis mittelfristig aussteigen oder ihr Arbeitsvolumen oft dramatisch reduzieren – mit negativen Auswirkungen auf die weitere Berufslaufbahn, Einkommensverlusten für die Familie, eine höhere Armutsgefährdung und eine mangelnde eigenständige Pensionsabsicherung. Die Politik hat es in der Hand dies zu verhindern.“

Forderungen der AK Salzburg an das Land Salzburg

  • Rascher und qualitätsvoller Ausbau von elementaren Bildungseinrichtungen und Ganztagsschulen
  • Ausbau und Förderung von betrieblichen Kinderbetreuungsangeboten
  • Rechtsanspruch auf einen professionell geführten und kostengünstigen Platz in einer elementaren Bildungseinrichtung
  • Kostenfreier Zugang zu elementaren Bildungseinrichtungen bis 2025
  • Abstimmung mit den Anforderungen an die elterliche Arbeitswelt
  • Verlässliche Öffnungszeiten insbesondere in den Ferienzeiten
  • Personalmangel entgegenwirken
    • Mehr gruppenarbeitsfreie Zeit, um der Vielzahl der zusätzlichen verpflichtenden Aufgabenfelder der Pädagoginnen und Pädagogen gerecht zu werden
    • Planbare Arbeitszeiten und mehr Personal
    • Kleinere Gruppengrößen und bessere Betreuungsschlüssel
    • Aufwertung der Elementarpädagogik und bessere Bezahlung
    • Verpflichtende, regelmäßige Fortbildung für alle Berufsgruppen in der Arbeitszeit
    • Einheitliche Anstellungserfordernisse für Fachkräfte in der Elementarbildung
    • Qualifizierungsangebote für Zusatzkräfte, um sie zu pädagogischen Assistent:innen auszubilden
  • Wahlrecht der Eltern beim Ort der Kinderbetreuung – unabhängig vom Wohnsitz
  • Förderung von Gemeindekooperationen
  • Schaffung eines flächendeckenden Angebots an Ganztagsschulen, bei denen Unterricht und Freizeitphasen verschränkt sind


Hier kann die aktuelle Studie zur elementaren Kinderbildung und -betreuung heruntergeladen werden.

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