Am Bau braucht es den Rechtsanspruch auf Hitzefrei
Österreichs Beschäftigte, die nicht in den Genuss eines klimatisierten Arbeitsplatzes kommen, stöhnen derzeit unter der sommerlichen Hitze. Besonders betroffen von den häufiger werdenden Hitzewellen sind Bauarbeiter, die der Sonne oft stundenlang schutzlos ausgesetzt sind. Um deren Situation zu entschärfen, wurde die Hitzefrei-Regelung geschaffen. Von dieser machen allerdings noch immer viel zu wenige Dienstgeber:innen Gebrauch. „Es braucht endlich einen Rechtsanspruch auf hitzefrei. Außerdem muss die Hitzegrenze auf 30 Grad gesenkt werden“, fordert AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder, der dieser Tage zahlreiche Baustellen besucht hat, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Im Jahresschnitt sind allein in Salzburg rund 19.000 Bauarbeiter tagein tagaus den Wetterkapriolen ausgesetzt. Während im Winter oft bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stundenlang im Freien gearbeitet werden muss, erschweren im Sommer auftretende Hitzeperioden das Arbeiten. Nach jahrelangem Druck von Gewerkschaft und Arbeiterkammer konnte 2019 erreicht werden, dass ab einer Temperatur von 32,5 Grad Celsius den Beschäftigten auf der Baustelle hitzefrei gegeben werden kann. „Diese Gesetzesänderung war erfreulich. Sie ist allerdings zahnlos, solange sie letztendlich vom guten Willen der Betriebe abhängt. Hier braucht es endlich einen Rechtsanspruch auf hitzefrei“, fordert AK-Präsident Peter Eder.
So funktioniert Hitzefrei
Ein Betrieb kann seinen Beschäftigten auf einer Baustelle hitzefrei geben, wenn die der Baustelle nächstgelegene Messstelle der Geosphere Austria 32,5 Grad erreicht hat. Wendet ein Betrieb die Hitzefrei-Regelung an, erfolgt die Entgeltfortzahlung von 60 Prozent und eine Refundierung an den Betrieb durch die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK). Bau-Holz-Sekretär Clemens Hofbauer weiß: „Der Betrieb hat nicht einmal die Kosten für hitzefrei zu tragen. Daher ist es umso unverständlicher, weshalb nicht alle Betriebe die Hitzefrei-Regelung umsetzen.“
Diese gesundheitlichen Gefahren lauern bei Hitze
Hitze hat beachtliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Bereits ab 26 Grad Raumlufttemperatur werden körperliches und geistiges Arbeiten stark beeinträchtigt. Ab 30 Grad sinken Reaktionsgeschwindigkeit und Koordinationsfähigkeit um ein Viertel. Bei 35 Grad ist mit 30 bis 70 (!) Prozent Leistungseinbuße zu rechnen – fast so, als würde man betrunken arbeiten. Demzufolge werden am Bau in den Sommermonaten auch die höchsten Unfallraten verzeichnet. Im Juli steigt die Zahl der Unfälle um zirka 10 Prozent im Vergleich zum Jahresschnitt.
AK-Präsident Peter Eder streicht hervor: „Kein Bauwerk oder Fertigstellungstermin ist so wichtig, dass die Gesundheit oder gar Menschenleben gefährdet werden.“ Neben dem Rechtsanspruch auf hitzefrei fordert er die Senkung der Hitzegrenze auf 30 Grad.