AK-Kritik bestätigt: Pflegelehre stößt auf wenig Interesse
Als Teil der Pflegereform sollte die Pflegelehre jungen Menschen einen weiteren Ausbildungsweg eröffnen und dazu beitragen die große Personallücke ein wenig zu schließen. Obwohl die Lehre seit September 2023 angeboten werden könnte, erweist sich die Möglichkeit als wenig attraktiv. So ist in Salzburg bislang lediglich ein Antrag auf erstmalige Ausbildung eines Lehrlings eingelangt. „Wir haben die Pflegelehre stets abgelehnt. Das geringe Interesse seitens der Ausbildungsbetriebe gibt uns recht“, stellt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder klar.Die Arbeiterkammer lehnt die Pflegelehre seit jeher ab. „Jugendliche verfügen im Alter von 15 Jahren selten über die notwendige Reife, um mit den Anforderungen eines Pflegeberufs im Umgang mit Krankheit, Leiden und Tod fertig zu werden. Es besteht daher die Gefahr, dass Jugendliche überfordert und als billige Hilfskräfte eingesetzt werden. Die Lehre wäre nicht nachhaltig, da die jungen Menschen nach negativen Erfahrungen der Branche rasch wieder den Rücken kehren“, erklärt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder.
Diese Einschätzung wurde auch bei der Veranstaltung „Pflege am Wort: Was blieb von Pflegereform und Pflegeplattform I und II“ von den über 100 Anwesenden der Branche bestätigt. Einhelliger Tenor: Die bereits bestehenden Ausbildungsmöglichkeiten seien ausreichend. Insbesondere das Modell der Pflegeausbildung an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen ist geeignet, junge Menschen ab der Pflichtschule abzuholen. Statt eines weiteren Konkurrenzangebots brauche es ein angemessenes Ausbildungsentgelt in allen Ausbildungsmodellen und die Möglichkeit der Ausbildung in Anstellung.
AK-Gesundheitsexperte Norbert Piberger erklärte: „In Wahrheit steigt der Personaldruck, da die Ausbildung von Lehrlingen zusätzliches Personal bindet, das dann in Pflege und Betreuung fehlt. Auch die Frage der Berufsschule ist ungeklärt – bereits jetzt ist pflege-pädagogisch qualifiziertes Personal schwer zu finden. Es droht eine massive Verschlechterung bei der Ausbildungsqualität.“
Durch das geringe Interesse an der Pflegelehre in Salzburg – aktuell hat lediglich ein Seniorenwohnheim einen Antrag auf erstmalige Ausbildung eines Lehrlings im Lehrberuf Pflegeassistenz bzw. Pflegefachassistenz gestellt – sieht sich AK-Präsident Peter Eder in seiner ablehnenden Haltung bestätigt. „Die Politik ist gut beraten, endlich mit den Beschäftigten statt über die Beschäftigten zu reden. Die Pflegelehre bringt niemandem etwas. Der Pflegeberuf ist einer der sinnstiftendsten Berufe und muss wieder an Attraktivität gewinnen. Hierzu braucht es eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Personelle Unterbesetzung mit daraus resultierendem hohem Arbeits- und Zeitdruck sowie physischen und psychischen Belastungen werden durch eine Pflegelehre nicht behoben.“