26.4.2024

Jeder 2. im Job psychisch belastet

851-mal hat der AK-Arbeitnehmer:innenschutz im Jahr 2023 geholfen. Die Topthemen: Mutterschutz, psychische Belastungen und Arbeitszeit. Untermauert wird dies durch den aktuellen AK-Arbeitsklima Index, wonach sich 3 von 4 Beschäftigten gestresst fühlen und sich bei jedem Zweiten psychische Arbeitsbelastungen negativ niederschlagen. AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder: „Wenn jeder vierte Beschäftigte glaubt, nicht gesund bis zur Pension arbeiten zu können – in Zeiten, wo händeringend nach Arbeitskräften gesucht wird - dann ist Feuer am Dach. Umso weniger dürfen die Sozialbeiträge der Arbeitgeberseite unter dem Deckmantel einer „Lohnnebenkosten-Senkung“ gesenkt werden. Denn mit diesen Geldern werden auch wichtige Präventionsprojekte, etwa der AUVA, finanziert.“ 


Am 28. April 2024 ist der Welttag für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Grund genug, für den AK-Arbeitnehmer:innenschutz Bilanz zu ziehen. 851 Beratungen wurden im Jahr 2023 durchgeführt, mit Info- und Weiterbildungsveranstaltungen wurden 1.505 Teilnehmer:innen erreicht. Die Topthemen des vergangenen Jahres in der Beratung waren Mutterschutz, psychische Belastungen und Fragen zur Arbeitszeit.

Dienstfreistellung für Schwangere erreicht 

Mutterschutz, bzw. Schwangerschaft und damit verbundene Probleme mit der Arbeitstätigkeit, gehören zu den meistgestellten Anfragen beim AK-Arbeitnehmer:innenschutz. So wie im Fall von Frau N.: Ihr Job umfasst schweres Tragen und Heben. Durch ihre Schwangerschaft wird es ihr immer mühsamer, ihren beruflichen Aufgaben nachzukommen. Bei ihrem Chef stößt sie aber auf taube Ohren. Völlig verzweifelt wendet sie sich an die Salzburger Arbeiterkammer. Eine von der AK beantragte Überprüfung seitens des Arbeitsinspektorats ergab, dass ihr auch keine Ersatztätigkeit angeboten wurde. Schlussendlich konnte die AK eine Dienstfreistellung für die Betroffene erreichen.

Hitzeschutz für Kranführer erwirkt

Ein anderer Fall: Ein Kranführer, der in seiner Kabine massiver Hitzeeinwirkung ausgesetzt ist, wandte sich an die AK, weil sich sein Dienstgeber weigerte, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Nach Einschaltung des Arbeitsinspektorats musste die Krankabine mit einer Klimaanlage nachgerüstet werden.

Dauerbrenner psychische Belastungen und Zeitdruck 

Nicht nur die Beratungspraxis, sondern auch der aktuelle AK-Arbeitsklima Index zeigen besorgniserregende Entwicklungen: „27 Prozent der Salzburger Beschäftigten – im Gesundheitswesen sogar 36 Prozent - fühlen sich durch Zeitdruck (sehr) stark belastet“, berichtet Karin Hagenauer, Arbeitspsychologin in der Salzburger Arbeiterkammer.

Bei 56 Prozent der Salzburger Beschäftigten machen sich die psychischen Arbeitsbelastungen durch mehr als 3 Symptome wie Gereiztheit, Depressivität, oder Nicht-Abschalten-Können bemerkbar. 3/4 der Salzburger Beschäftigten empfinden mäßige bis starke Stressbelastung – umgekehrt könnte man sagen: Kaum jemand fühlt sich nicht gestresst.

Hagenauer: „Die meisten Beratungen zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz kreisen um die Themen Mobbing und Konflikte. Uns geht dabei vor allem darum, Mobbingbetroffene psychologisch zu stärken, gemeinsam mit ihnen Wege aus dieser sehr belastenden Situation zu finden. Da sich eine Mobbingsituation sehr negativ auf das Selbstvertrauen auswirkt, gilt es sie in ihren Gedanken und Gefühlen zu bestärken und Perspektiven aufzuzeigen.“

Jeder vierte pessimistisch hinsichtlich Gesundheit

Rund 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten würden laut Arbeitsklima Index gerne weniger als 35 Wochenstunden arbeiten. „Wenn man die Leute fragt, was geschehen müsste, damit sie bis zur Pension gesund und gerne arbeiten können, sagen sie, dass eine Arbeitszeitreduktion eine geeignete Maßnahme wäre. Dramatisch erscheint, dass 25 Prozent der Salzburger Beschäftigten nicht glauben, bis zur Pension gesund arbeiten werden zu können“, so die AK-Expertin.

Senkung der Arbeitgeber-Sozialbeiträge für AK ein NO-GO

„Diese erschreckenden Zahlen und Umfrageergebnisse belegen eindeutig, dass präventive Maßnahmen zur Erhaltung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz das Gebot der Stunde sind“, so AK-Präsident Peter Eder. Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um eine Reduktion der Arbeitgeber-Sozialbeiträge – irreführenderweise als „Lohnnebenkosten-Senkung“ bezeichnet – für die Salzburger Arbeiterkammer ein No-Go. Werden mit diesen Mitteln doch unter anderem auch wichtige Präventionsprojekte und -programme (etwa der AUVA oder der ÖGK) zum Arbeitnehmer:innenschutz finanziert. „Diesem so wichtigen Bereich der Sicherheits- und Gesundheitsvorsorge dürfen keine Gelder entzogen werden“, stellt Eder klar.    

AK-Forderungen für gesündere Arbeitsplätze

  • Verankerung von Arbeits- und Organisationspsycholog:innen als gleichwertige Präventivfachkraft, gleichberechtigt zu Arbeitsmediziner:innen und Sicherheitsfachkräften
  • Regelungen zur Evaluierung arbeitsbedingter psychischer Belastungen mittels Durchführungsverordnung konkretisieren
  • Klare gesetzliche Verankerung der Verantwortlichkeit von Arbeitgeber:innen für Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Mobbing
  • Verankerung der Prävention von Mobbing, Gewalt, sexueller Belästigung und Stress als Gesundheitsziel im Arbeitnehmer:innenschutzrecht

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