AK fordert mehr Mittel für Basisbildung
Die aktuelle PIAAC-Studie (vergleichbar mit PISA-Test für Schüler:innen) fördert alarmierende Ergebnisse zutage: 29 Prozent der 16- bis 65-jährigen Salzburger:innen (rund 100.000 Personen) können kaum sinnerfassend lesen. In den letzten 10 Jahren hat sich Zahl der Menschen mit fehlender Lesekompetenz also mehr als verdoppelt. Dieses Manko versuchen Basisbildungs-Institute mit kostenlosen Kursen, wie etwa beim Basisbildungszentrum abc-Salzburg oder dem BFI Salzburg, auszugleichen. AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder: „Gerade in Österreich, wo Bildung immer noch vererbt wird, braucht es mehr dieser niederschwelligen Angebote, um Betroffenen überhaupt Chancen am Arbeitsmarkt zu ermöglichen!“ Daher fordert die AK von Bund und Land, die Fördermittel für Erwachsenen-Basisbildung massiv zu erhöhen.Alle 10 Jahre erhebt die internationale PIAAC-Studie (organisiert von der OECD) die Schlüsselkompetenzen (Lesefähigkeit, Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen), die für Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren wichtig sind, um am täglichen gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Diese Studie wird in Österreich von der Bundesanstalt Statistik Österreich im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführt.
Leseschwächen weit verbreitet
Etwa bei der Schlüsselkompetenz Lesen brachte die aktuell veröffentlichte Studie für 2023 folgende Ergebnisse: 29 Prozent der 15- bis 65-Jährigen können maximal kurze Texte lesen und nur dann zentrale Informationen daraus entnehmen, wenn keine sonstigen ablenkenden weiteren Informationen enthalten sind. „Im Bundesland Salzburg sprechen wir da von über 100.000 betroffenen Personen“, erklärt AK-Bildungsexpertin Sabine Stadler und gibt zu bedenken, dass weit mehr als die Hälfte der Betroffenen in Österreich aufgewachsen sind, Deutsch als Erstsprache (oder Muttersprache) haben und das österreichische Schulsystem durchlaufen haben.
Job und Alltag als Herausforderungen – wie geht das?
Der überwiegende Anteil dieser 100.000 Salzburger:innen ist nicht nur im Job, sondern auch im Alltag mit Problemen konfrontiert. Zum Beispiel Arbeitsberichte lesen oder schreiben, Formulare ausfüllen, Bedienungsanleitungen oder Beschriftungen lesen, Verträge lesen, offizielle Briefe lesen oder beantworten.
Dazu kommen die Belastungen in der Familie und in der Partnerschaft, im Bereich der Gesundheit, in Finanz- und Rechtsfragen, im Bereich der demokratischen und Bürgerbeteiligung, der Kultur und bei Freizeitaktivitäten.
Auf die Frage „wie kann das sein?“, sind für Sabine Stadler die verschiedensten Gründe ins Feld zu führen: „Negative Erfahrungen in der Schule, wenig Förderung im Elternhaus, Gewalt, Mobbing-Erfahrungen oder Krankheiten können dazu beitragen, dass Menschen bildungsmässig auf der Strecke bleiben.“ Erwachsenen, die in jungen Jahren keinen Zugang zu hochwertiger Bildung hatten, fällt es schwerer, komplexe Texte zu verstehen und zu verarbeiten, was sich negativ auf ihre beruflichen und gesellschaftlichen Chancen auswirkt.
AK: Rettungsanker Basisbildung stärken
Im Bundesland Salzburg bieten derzeit 7 Einrichtungen so genannte Basisbildungskurse an. Hier können Erwachsene niederschwellig und kostenlos in kleinen Gruppen jene Grundkompetenzen erlernen, auffrischen oder erweitern, die sie in ihrem Alltag, Beruf oder für eine Aus- oder Weiterbildung brauchen. Die Kurse werden durch ein Bund-Länder-Abkommen finanziert und mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds gespeist.
Das BFI Salzburg ist eine der sieben Basisbildungseinrichtungen in Salzburg und bietet in der Stadt Salzburg und in St. Johann jährlich Kurse an. Die Nachfrage ist sehr groß, viele Teilnehmer:innen werden durch ihre Familie, Bekannte oder auch Nachbarn auf das Kursangebot aufmerksam. „Die Teilnehmer:innen kommen mit hoher Motivation in die Kurse, ihre Beweggründe sind Sicherheit beim Lesen und Schreiben im Alltag und Beruf. Ein wichtiger Faktor ist, dass die Kurse kostenlos und einfach zugänglich sind. Das Lernen in Kleingruppen und die Möglichkeit, eigene Wünsche einzubringen, verbessert das Lernklima zusätzlich“, berichtet Stadler.