Hälfte aller Salzburger:innen befürchtet Zahlungsschwierigkeiten
Alarmierende Ergebnisse bringt eine aktuelle AK-Erhebung zu den sozialen und finanziellen Folgen der Teuerungskrise ans Licht. Mehr als ein Drittel (35%) der 2.800 befragten Salzburger:innen kommt nur schwer mit dem Einkommen über die Runden. Bei immerhin 4 Prozent der Befragten reicht das Einkommen gar nicht aus, um alle monatlichen Ausgaben zu stemmen. Besonders dramatisch ist die Situation für Haushalte mit Kindern. Knapp die Hälfte (43,2%) aller Familien kommt schlecht bzw. gar nicht mit dem Einkommen aus. Wenig verwunderlich, dass die Hälfte der Befragten davon ausgeht, innerhalb der nächsten 12 Monate Zahlungsschwierigkeiten zu bekommen. „Unsere Erhebung belegt die dramatischen Auswirkungen der Teuerungskrise. Die verantwortliche Politik auf Bundes- und Landesebene muss endlich nachhaltige und wirkungsvolle Maßnahmen zur Entlastung setzen“, fordert AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. Der Salzburger Gewerkschaftsvorsitzende verweist in diesem Zusammenhang auf die für kommenden Mittwoch, 20. September, geplante Menschenkette rund ums Parlament. „ÖGB und Gewerkschaften setzen damit ein starkes, gemeinsames Zeichen für zentrale Forderungen: Die Preise müssen runter, die Löhne müssen rauf. Das hilft allen“, so Eder.
Während sich die Bürger:innen anderer europäischer Staaten längst über eine sinkende Inflation freuen dürfen, hat die Teuerung Österreich noch immer fest im Griff. Dabei gibt es keinen Lebensbereich, der nicht von den massiven Preisanstiegen betroffen ist. Die AK Salzburg wollte wissen, wie sich die Teuerung konkret auf den Alltag der Salzburger:innen auswirkt.
Mehr als jede:r 3. Befragte (34,9%) gibt an, nur schwer mit dem Einkommen über die Runden zu kommen. Besonders prekär ist die Situation bei alleinstehenden Frauen sowie Familien. Jede 2. Befragte alleinstehende Frau kommt eher bzw. sehr schlecht mit dem Einkommen aus. Ähnlich trist sieht die finanzielle Situation bei Familien mit Kindern aus. 43,2% geben ein eher bzw. sehr schlechtes Auskommen zu Protokoll.
Nachdem die Teuerungswelle Österreich mittlerweile seit knapp 2 Jahren erfasst hat, sind bei zwei Drittel aller Befragten die Ersparnisse inzwischen aufgebraucht. Ein Drittel muss das Konto überziehen, um offene Forderungen zu begleichen.
Die Preisanstiege werden bis tief in die Mittelschicht wahrgenommen. Bei Lebensmitteln gaben alle Befragten an, diese stark bzw. mittelstark wahrzunehmen. Im Bereich Mobilität sind 89% stark bzw. mittel von den Anstiegen betroffen. Die Stromkosten sowie die Heizkosten werden von rund 92% als starke bzw. mittlere Belastung wahrgenommen.
Auch die gestiegenen Kreditzinsen belasten die Menschen massiv. Zwei Drittel der Befragten mit Kindern sind von den Preissteigerungen stark belastet. Bei Befragten ohne Kinder ist es immer noch die Hälfte.
MENSCHEN SPAREN, WO SIE KÖNNEN
Um dennoch irgendwie finanziell über die Runden zu kommen, sparen die Salzburger:innen, wo sie nur können. Starkes bzw. mittleres Sparen ist beim Strom (85,8%), Heizen (83,2%), Kleidung (83,8%), Lebensmittel (82,1%) angesagt. Der Kostendruck ist bei Familien am Größten. 87,1% geben an, im Freizeitbereich stark oder eher stark zu sparen. Bei Haushalten ohne Kinder sind es 79,7%.
GESUNDHEIT LEIDET UNTER TEUERUNG
Es ist wenig verwunderlich, dass die Hälfte angibt, unerwartete Ausgaben in Höhe von mehr als 1.300 Euro nicht leisten zu können. Überdurchschnittlich betroffen sind alleinlebende Frauen (69,8%) und Alleinerzieherinnen (78%). Bei vier von zehn Betroffenen leidet die Gesundheit unter der Teuerung. Sie können sich gesundheitliche Behandlungen mit Selbstbehalt wie einen Zahnarztbesuch oder Physiotherapie nicht mehr leisten. Auch die psychische Gesundheit leidet unter den Folgen der Teuerungskrise. Fast zwei Drittel der Befragten belastet die momentane Situation sehr bzw. ziemlich.
90 PROZENT SIND MIT POLITIK UNZUFRIEDEN
„Unsere aktuelle Umfrage deckt schonungslos auf, wie sehr die Salzburgerinnen und Salzburger unter der Teuerungskrise leiden“, fasst AK-Präsident Peter Eder zusammen. Er fordert die verantwortliche Politik auf Bundes- und Landesebene auf, endlich spürbare und nachhaltige Entlastungsmaßnahmen zu setzen. „Unsere Umfrage zeigt, dass die Politik gut beraten wäre, endlich der Inflation entgegenzuwirken. Unglaubliche 90 Prozent der Befragten sind gar nicht bzw. wenig zufrieden mit dem Umgang der Politik mit der Teuerung. 30 Prozent der Befragten geben an, dass die finanziellen Unterstützungen von Bund bzw. Land nicht ausgereicht haben, um die Mehrkosten der Teuerung zu kompensieren“, erklärt Eder.
SALZBURGER:INNEN STEHEN HINTER FORDERUNGEN VON AK & ÖGB
Die Rezepte der AK bzw. der Gewerkschaften zur Abfederung der Teuerung erhalten im Gegensatz zur Politik große Zustimmung. Als effektivstes Gegenmittel werden gute Lohnerhöhungen (77%) empfunden. Befürwortet werden darüber hinaus die Abschöpfung von Übergewinnen von Energieunternehmen (69,2%), Preisdeckel für alle Heizformen (65,6%), eine Mietpreisbremse für alle Wohnformen (61,7%) und das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel (59,3%).
MENSCHENKETTE RUND UMS PARLAMENT AM 20. SEPTEMBER
Am 20. September organisiert der ÖGB in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften eine Menschenkette, um „Hand in Hand“ ein starkes Zeichen gegen die Teuerung zu setzen. Die Gewerkschaft will diesen ersten Sitzungstag nach der Sommerpause nutzen, um die Politik abermals aufzufordern, endlich Maßnahmen gegen die Kostenexplosion zu setzen.