05.09.2025

Schon 4 von 10 Salzburger Schüler:innen brauchen Nachhilfe

Waren es vor zwei Jahren noch drei, sind es mittlerweile 4 von 10 Salzburger Schüler:innen – in Summe 28.000 – die akuten Nachhilfebedarf haben. „Das Bildungssystem stößt an seine Grenzen, es kann nicht sein, dass sich Bildung immer mehr ins Private verlagert“, so AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. „Der schulische Erfolg wird zunehmend vom Geldbörsel der Eltern abhängig.“ Immerhin geben Salzburgs Eltern pro Kind im Schnitt 920 Euro für Nachhilfe aus. Deshalb braucht es für Eder Maßnahmen der Politik, um allen jungen Menschen die gleichen, fairen Möglichkeiten zu bieten: Eine Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex, eine sofortige Personaloffensive und kostenlose hochwertige Elementarbildungseinrichtungen sowie Ganztagesschulen in verschränkter Form.     

Die Salzburg-Auswertung (rund 600 Schüler:innen in 400 Haushalten) des aktuellen, bundesweiten AK-Nachhilfebarometers gibt Anlass zur Sorge, ist der Nachhilfebedarf in unserem Bundesland in den letzten beiden Jahren von 19.000 auf 28.000 Schüler:innen doch nahezu explodiert. Auch die Kosten für Lernunterstützung sind gestiegen: Gaben Salzburgs Eltern im Schuljahr 2022/23 rund 820 Euro im Schnitt für Nachhilfe aus, waren es im abgelaufenen Schuljahr bereits 920 Euro. 

„Diese Ergebnisse zeigen, dass in unserem Bildungssystem so einiges schiefläuft. Die Probleme beginnen bereits früh, wenn Kinder kommen bereits mit Nachholbedarf ins Schulsystem eintreten. Bildung verlagert sich immer mehr in den privaten Raum und wird damit zu einer Frage des Geldbörsels der Eltern. Das steht in krassem Gegensatz zu unserer Auffassung von Bildungsgerechtigkeit“, erklärt AK-Präsident Peter Eder.  

4 von 10 Schüler:innen brauchen Nachhilfe

Der Nachhilfebedarf in Salzburg ist spürbar gestiegen: Brauchten im Schuljahr 2022/23 noch 3 von 10 Salzburger Schüler:innen (19.000) Lernunterstützung, sind es aktuell bereits 4 von 10 (28.000).

„17.000 Schüler:innen haben bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen, etwa 11.000 Schüler:innen haben auf private unbezahlte Nachhilfe zurückgegriffen und weitere 5.000 auf kostenlose schulische Lernhilfeangebote“, berichtet Corrina Zafaurek aus der AK-Abteilung für Bildung, Jugend und Kultur.

Sie weiß: Bezahlte Nachhilfe verteilt sich zum überwiegenden Teil auf Nachhilfeinstitute (34 Prozent), Lehrkräfte (31 Prozent) und Student:innen (30 Prozent). Spitzenreiter bei Nachhilfe ist übrigens das Unterrichtsfach Mathematik mit 63 Prozent der Befragten. 44 Prozent der Schüler:innen erhalten Lernunterstützung in Deutsch, 15 Prozent in einer Fremdsprache. 

Ausgaben für Nachhilfe belasten jede 2. Familie stark

Die steigende Zahl des Nachhilfebedarfs spiegelt sich auch in höheren Ausgaben wider: Gaben Salzburger Eltern im Schuljahr 2022/23 noch durchschnittlich 820 Euro pro Kind für Lernunterstützung aus, waren es im abgelaufenen Schuljahr im Schnitt 920 Euro (Österreich-Schnitt: 800 Euro).

Insgesamt haben Eltern von Schulkindern in unserem Bundesland 16 Millionen Euro für Nachhilfe aufgewendet. 2022/23 waren es noch 7,1 Millionen Euro. „Aufgrund des gestiegenen Nachhilfeanteils und einer Steigerung der Durchschnittskosten, ergibt sich dieses signifikante Plus“, weiß AK-Bildungsexpertin Zafaurek.

Von den befragten Familien gibt jeder zweite Haushalt (50 Prozent) an, von den Ausgaben für Nachhilfe spürbar bis sehr stark finanziell belastet zu sein. „Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass die Kosten für Nachhilfe nur ein Teil der so genannten ‚versteckten Schulkosten‘ sind“, gibt AK-Präsident Peter Eder zu bedenken. „Die letzte AK-Schulkostenstudie für das Schuljahr 2023/24 ergab, dass Eltern österreichweit im Schnitt 2.223 Euro pro Schulkind und Jahr ausgeben mussten, etwa für allgemeine Schulsachen wie Unterrichts- und Schreibmaterialien, bzw. Bücher sowie Ausflüge, Schikurse oder Sommerbetreuung.“

Familie als Lernhelferin

Kaum ein Schulkind kommt ohne elterliche Unterstützung aus: Rund drei Viertel (77 Prozent) werden zuhause zumindest hin und wieder bei Aufgaben und Lernen von Eltern oder Geschwistern beaufsichtigt. 36 Prozent der Eltern lernen sogar täglich mit ihren Kindern. Und das geht zulasten des familiären Zeitbudgets: 78 Prozent jener Eltern, die ihren Kindern beim Lernen helfen, fühlen sich dadurch spürbar zeitlich belastet.

AK: Das braucht‘s für Bildungs- und Chancengerechtigkeit

AK-Präsident Peter Eder: „Die aktuellen Ergebnisse des AK-Nachhilfebarometers zeigen einmal mehr, dass Bildung vererbt wird, bzw. eine Sache des Geldbörsels ist. Das ist ungerecht, wir wollen, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben. Daher braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel.“

Dazu gehören:

Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex

Kinder sollen nicht auf die Geldtasche und Zeit ihrer Eltern angewiesen sein, um die Lernziele zu erreichen. Es ist ein besseres Betreuungsverhältnis an den Schulen nötig, um individuelles Lernen in der Schule zu ermöglichen. Konkret braucht es treffsichere langfristige Investitionen, vor allem in Personal- und Schulentwicklung. Bei einer Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex-Modell bekommen Schulen umso mehr Mittel, je mehr Schüler:innen sie haben, denen die Eltern selbst nicht beim Lernen helfen können.

„Der im Regierungsprogramm verankerte Chancenbonus wäre ein wichtiger Schritt in Richtung bedarfsorientierte Schulfinanzierung“, gibt AK-Präsident Eder zu bedenken, „diesen gilt es nun rasch umzusetzen.“

Sofortige Personaloffensive

Kinder und Lehrpersonal sollen gerne in die Schule gehen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, braucht es eine bessere Ausstattung, mehr Personal und individuelle Förderung. Mit einer Ausbildungsoffensive muss dem Mangel an Lehrer:innen entgegengewirkt werden. Auch Schulsozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen sowie administratives Unterstützungspersonal können Lehrkräfte auf vielen Ebenen entlasten.

Kostenlose hochwertige Elementarbildung und Ganztagsschulen

Das AK-Nachhilfebarometer zeigt eindeutig, dass der Schulerfolg der eigenen Kinder zur Mammutaufgabe für Eltern wird. Ganztagesschulen in verschränkter Form entlasten Eltern vom Lernen mit den Kindern und von teurer Nachhilfe. Für eine chancengerechte Schule braucht es daher gebührenfreie, ganztägige Schulformen mit Unterrichts-, Bewegungs-, Förderungs- und Freizeitphasen.

Des Weiteren stellt auch die frühkindliche Bildung eine zentrale Säule für chancengerechte Bildung dar. Eltern brauchen einen Rechtsanspruch auf eine kostenlose, qualitativ hochwertige Ganztagesbetreuung. Eder: „Frühkindliche Bildung ist kein Notbehelf, sondern ein Schlüssel zu Chancengerechtigkeit. Aus diesem Grund ist ein rascher und qualitätsvoller Ausbau an elementaren Bildungseinrichtungen zentral. Der Zugang zu allen elementaren Bildungseinrichtungen muss kostenfrei sein, denn Bildung und Frühförderung dürfen nicht an die finanziellen Möglichkeiten der Eltern gebunden sein.“

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